Österreichs Bahnsektor international führend
Österreich zählt weltweit zu den führenden Ländern in der Bahnindustrie. Nirgendwo gibt es pro Kopf mehr Patente, und in der EU wird nirgends mehr in Forschung und Entwicklung investiert. Mit einer Wertschöpfung von 2,7 Milliarden Euro jährlich und 28.000 Beschäftigten ist der Sektor ein wirtschaftliches Schwergewicht.
Trotz dieser Stärke warnen Branchenvertreter wie Christian Diewald, Präsident des Bahnindustrieverbands und Chef von Stadler Rail Austria, vor der wachsenden Konkurrenz aus China. Chinesische Firmen drängen mit staatlich subventionierten Billigangeboten auf den Markt.
Gewerkschaften schlagen Alarm
Reinhold Binder (Produktionsgewerkschaft) und Renate Anderl (AK-Präsidentin) betonten zuletzt die Bedeutung der Bahnindustrie für zukunftsfähige Arbeitsplätze in Österreich. In Zeiten rückläufiger Beschäftigung in der Automobilbranche könne die Bahnproduktion Arbeitsplätze auffangen – wenn die Politik entsprechend investiert.
JKU-Studie: Investitionen rechnen sich
Eine neue Studie der Johannes-Kepler-Universität Linz zeigt: Geplante Bahn-Investitionen von 24,5 Mrd. Euro bis 2040 (Zielnetz 2040) könnten bis zu 24,4 Mrd. Euro an Wertschöpfung erzeugen. Jeder investierte Euro könnte im besten Fall 1,20 Euro an volkswirtschaftlichem Nutzen bringen.
Die ÖBB plant allein von 2024 bis 2029 21,1 Mrd. Euro für den Netzausbau sowie 6,1 Mrd. Euro für Fahrzeuge.
Forderung nach europäischer Produktion
Da es sich bei den Investitionen um öffentliche Mittel handelt, fordern Gewerkschaften und AK “Local-Content-Auflagen”: Ein verpflichtender Mindestanteil an europäischer oder heimischer Wertschöpfung bei öffentlichen Aufträgen.
Obwohl dies laut WTO-Regeln kritisch sein könnte, verweisen AK und Gewerkschaft auf Beispiele wie das US-amerikanische “Buy American”-Prinzip, das faktisch ähnliche Vorgaben macht.
Gegenseitige Marktbarrieren
China fordert von europäischen Bahnunternehmen Joint Ventures, was zu Know-how-Abfluss führt. Die EU wiederum schränkt durch hohe Produktstandards und die Foreign Subsidies Regulation den Zugang für subventionierte Anbieter ein – diese Regel wurde bisher nur gegen chinesische Unternehmen eingesetzt.
Fazit: Um Arbeitsplätze, Technologieführerschaft und faire Wettbewerbsbedingungen zu sichern, fordern Industrievertreter jetzt klare Strategien und gezielte Investitionen.