Einer der größten Bankdeals Europas in den letzten Jahren
Die österreichische Erste Group steigt in den polnischen Markt ein und übernimmt einen beherrschenden 49-Prozent-Anteil an der Santander Bank Polska für rund 6,8 Milliarden Euro. Die am Montag bekanntgegebene Vereinbarung beinhaltet zudem den Erwerb eines 50-Prozent-Anteils am Vermögensverwalter Santander TFI für zusätzliche 200 Millionen Euro.
Die Finanzierung des Kaufs erfolgt ausschließlich aus Eigenmitteln. Die Transaktion zählt zu den größten europäischen Bankgeschäften der letzten Jahre. Auch eine Umbenennung der Santander Bank Polska in Erste wird angestrebt.
Volle Kontrolle ohne vollständige Übernahme
Mit dem Einstieg wird die Erste Group zum größten Anteilseigner der Santander Bank Polska und erhält die faktische Kontrolle über das Institut. Dadurch kann sie die Bank vollständig in die Konzernbilanz integrieren und Aufsichtsrat sowie Management bestimmen, erklärte CEO Peter Bosek.
Ein Überschreiten der 50-Prozent-Marke wurde bewusst vermieden, da dies laut polnischem Recht ein Pflichtangebot an alle restlichen Aktionäre ausgelöst hätte. In Polen sei es zudem üblich, dass 20 bis 30 Prozent der Anteile im Streubesitz verbleiben – eine höhere Beteiligung sei daher nicht notwendig.
Strategische Expansion in Zentral- und Osteuropa
Die Transaktion stellt einen bedeutenden strategischen Schritt für die Erste Group dar, die bereits eine führende Position in Zentral- und Osteuropa einnimmt. „Wir expandieren in einen der dynamischsten und profitabelsten Bankmärkte Europas“, kommentierte Bosek.
Die Vereinbarung beinhaltet auch eine neue strategische Partnerschaft mit der spanischen Banco Santander.
Deutlicher Gewinnanstieg erwartet
Die Erste Group rechnet durch den Markteintritt in Polen mit einem deutlichen Gewinnanstieg. Im Jahr 2026 soll der Gewinn je Aktie (EPS) um über 20 Prozent steigen, und die Verzinsung des materiellen Eigenkapitals (ROTE) auf etwa 19 Prozent zulegen – verglichen mit aktuellen Konsensprognosen von rund 15 Prozent.
Die Ankündigung erfolgte nicht überraschend: Bereits in der Vorwoche hatte die Erste Group nach einem Bloomberg-Bericht bestätigt, die Transaktion zu prüfen. Analystin Marlene Eibensteiner von der Deutschen Bank sieht im Deal ertragssteigerndes Potenzial, warnt aber auch vor den hohen Kosten des Vorhabens.
Santander Polen: Etablierter Marktakteur mit Rekordgewinn
Santander Bank Polska zählt mit rund 7,5 Millionen Kunden zur drittgrößten Bank Polens und hält einen Marktanteil von acht Prozent. Im Jahr 2024 erzielte die Bank einen Rekordgewinn, und ihre Aktien erreichten ein Allzeithoch.
Die Erste Group betreut aktuell 16 Millionen Kunden in sieben Ländern und verfügt über ein Filialnetz von rund 2.000 Standorten. Sie gehört zu den größten Kreditinstituten in Osteuropa.
Bei Genehmigung der Übernahme soll die Santander Bank Polska unter der Marke Erste firmieren. Genauere Pläne hierzu seien laut Bosek noch verfrüht, da behördliche Genehmigungen noch ausstehen. Banco Santander werde voraussichtlich weiterhin rund 13 Prozent der Anteile halten und ihren Markennamen behalten. Der Abschluss der Transaktion wird bis Ende 2025 erwartet.