Gefahr für Verbraucher durch chinesische Onlinehändler
Michael McGrath, EU-Kommissar für Justiz, zeigt sich tief besorgt über die Qualität mancher Produkte, die auf den beliebten chinesischen Plattformen Shein und Temu verkauft werden. Jeden Tag gelangen etwa zwölf Millionen kleine Sendungen aus Nicht-EU-Ländern in die EU – viele davon aus Online-Shops. McGrath kündigt verstärkte Kontrollen an und erwartet bald Ergebnisse einer europaweiten Geheimprüfung, die Hinweise auf Regelverstöße bereits bestätigt.
Besonders gefährlich seien Baby-Schnuller mit leicht ablösbaren Perlen, die eine Erstickungsgefahr darstellen. Darüber hinaus wurden Kinderregenmäntel mit schädlichen Chemikalien, Sonnenbrillen ohne UV-Schutz und kurze Hosen für Kinder mit zu langen Kordeln gefunden, die zu Stürzen führen können. Auch Kosmetikprodukte, die den seit 2022 verbotenen Stoff Lillal enthalten, seien entdeckt worden – eine Substanz, die Fruchtbarkeit und die Entwicklung des Fötus beeinträchtigen kann.
Verbraucherschutz am Limit – Europäische Unternehmen unter Druck
Das Warnsystem Safety Gate meldete 2024 einen Rekord an unsicheren Produktmeldungen, vor allem aus den Bereichen Kosmetik und Spielzeug. McGrath warnt davor, dass das rasante Wachstum dieser Handelsplattformen die Kapazitäten der Behörden in den EU-Mitgliedsstaaten überfordere. Er fordert eine strengere Durchsetzung der Vorschriften, um Konsumenten besser zu schützen und einen fairen Wettbewerb für europäische Firmen sicherzustellen.
Strategien gegen Billigimporte in Planung
Die EU denkt darüber nach, die Zollfreigrenze von 150 Euro abzuschaffen und für jedes Paket eine Bearbeitungsgebühr einzuführen. Ziel ist es, den massiven Zustrom billiger Waren einzudämmen und die Kosten für zusätzliche Kontrollen zu decken. Ähnliche Schritte wurden bereits in den USA umgesetzt, wo seit Juni 2025 auf chinesische Importe höhere Abgaben erhoben werden. Zusätzlich wird eine zentrale EU-Zollbehörde diskutiert, um das System zu stärken.
McGrath plant, das Thema beim kommenden EU-China-Gipfel in Peking direkt anzusprechen und kündigt weitere Gespräche mit chinesischen Behörden an.
Shein reagiert mit Investitionen in Produktsicherheit
Shein gab bekannt, 15 Millionen US-Dollar in Sicherheitsprüfungen zu investieren und jährlich 2,5 Millionen Produkte zu testen. Die Plattform arbeitet mit 15 Prüfstellen zusammen und hat bereits 500 Händler aus ihrem Netzwerk entfernt. Shein betont, dass alle Händler strenge Sicherheits- und Rechtsvorgaben erfüllen müssen.
Temu hat bisher keine Stellungnahme zu den Vorwürfen abgegeben.