Human Rights Watch wirft Athen vor, ein modernes Image zu präsentieren, das vor Ort nicht der Realität entspricht.
Die Organisation veröffentlichte einen Bericht, der aufzeigt, wie stark die Pressefreiheit in Griechenland leidet.
HRW dokumentierte gezielte Maßnahmen, die unabhängigen Journalismus schwächen und zur Selbstzensur zwingen.
Staatliche Überwachung, Drohungen regierungsnaher Gruppen und Klagen durch Politiker setzen Journalisten unter Druck.
Diese Eingriffe gefährden Meinungsfreiheit, Demokratie und rechtsstaatliche Prinzipien.
HRW fordert die Europäische Union auf, die Lage zu beobachten und konkrete Verbesserungen einzuleiten.
Auch Reporter ohne Grenzen kritisierte am 2. Mai das griechische Medienumfeld deutlich.
Regierungssprecher Pavlos Marinakis verteidigte Griechenland mit Verweis auf den EU-Bericht zur Rechtsstaatlichkeit.
Angst, Kontrolle und Einschüchterung bestimmen den Berufsalltag
HRW führte Gespräche mit 26 Journalisten, ergänzt durch Aussagen von Experten, Anwälten und Akademikern.
Reporter aus Fernsehen, Radio, Presse, digitalen Plattformen und dem Ausland beklagten staatliche Eingriffe.
Zweiundzwanzig schilderten ein zunehmend feindliches Arbeitsumfeld; sechs berichteten über Belästigung durch Amtsträger.
Viele mieden sensible Themen aus Angst vor Konsequenzen.
Ein internationaler Reporter überlegte, Griechenland wegen zunehmender Gewalt zu verlassen.
Ein TV-Journalist mit jahrzehntelanger Erfahrung beschrieb vollständige Kontrolle von oben.
Einflussreiche Geschäftsleute mit Verbindungen zur Regierung steuern große Medienhäuser.
Seit 2019 soll die Regierung unabhängige Medien mithilfe von Einschüchterung und juristischen Schritten bedrängen.
HRW belegte auch den Einsatz öffentlicher Gelder zur redaktionellen Einflussnahme auf Staatsmedien.
2022 erschütterte der PredatorGate-Skandal das Vertrauen in die Regierung.
Journalisten berichteten über Spionage mittels Abhörmaßnahmen und Überwachungssoftware.
Diese Eingriffe gefährden nicht nur Journalisten, sondern auch ihre Quellen.
Freier Journalist Stavros Malichoudis entdeckte 2021 Überwachung durch den Geheimdienst.
Er zog sich aus Angst lange Zeit vollständig aus der Recherche zurück.
Justiz als Waffe gegen kritische Stimmen
HRW stellte fest, dass staatliche Sender wie ERT und AMNA politische Kontrolle erleben.
Die Regierung bevorzugte regierungsfreundliche Medien bei der Verteilung von Werbegeldern.
Sie nutzte auch Verleumdungsklagen gegen kritische Journalisten, darunter Klagen eines Verwandten des Premierministers.
Trotz Reformen bleiben Straftatbestände wie „Beleidigung“ und „Verleumdung“ erhalten.
Behörden verweigerten Informationen über Überwachungsfälle unter Berufung auf nationale Sicherheit.
Sie schützten Whistleblower nicht und verschleierten die Vergabe öffentlicher Mittel an Medienhäuser.
HRW konfrontierte Regierungsstellen mit den Ergebnissen und dokumentierte deren Antworten.
Die Regierung stellte kleinere Initiativen vor, bestritt jedoch grundlegende Missstände.
Premierminister Mitsotakis wies Kritik aus dem Europäischen Parlament entschieden zurück.
HRW-Direktor Hugh Williamson rief die EU zu konkretem Handeln auf.
Er forderte echten Wandel und Schutz demokratischer Werte in Griechenland.