Vorfall bei Besuch in Jenin sorgt für internationale Kritik
Jenin/Jerusalem – Während eines offiziellen Besuchs einer internationalen Delegation im Westjordanland hat das israelische Militär Schüsse in Richtung eines Diplomatenkonvois abgegeben. Die Armee erklärte später, es habe sich um Warnschüsse gehandelt, da die Gruppe eine nicht genehmigte Route genommen habe. Die Delegation setzte sich unter anderem aus Vertretern der EU, Österreichs, Deutschlands, Italiens und Spaniens zusammen. Verletzt wurde niemand.
Armee erklärt Vorgehen mit “Sicherheitsbedenken”
Nach Angaben der israelischen Streitkräfte wurde die Gruppe zunächst fälschlich als Bedrohung eingestuft. Soldaten hätten reagiert, um die Diplomaten auf Distanz zu halten. Als klar wurde, dass es sich um eine offizielle Delegation handelte, wurde eine interne Untersuchung eingeleitet. Zudem wolle man mit den betroffenen Ländern in Kontakt treten, um über die Erkenntnisse zu informieren. Die Armee bedauerte den Vorfall.
Delegation informierte sich über humanitäre Lage
Die Reise wurde von der Palästinensischen Autonomiebehörde organisiert. Ziel war es, das Flüchtlingslager in Jenin zu besuchen und sich ein Bild von der Lage der Zivilbevölkerung zu machen. Das Außenministerium der PA sprach von einem „klaren Verstoß gegen das Völkerrecht“.
Europäische Regierungen reagieren deutlich
Die Reaktionen aus Europa ließen nicht auf sich warten: EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas forderte eine umfassende Aufklärung. Spaniens Außenministerium kündigte eine koordinierte Reaktion mit den betroffenen Ländern an. Italien bestellte den israelischen Botschafter in Rom ein. Auch aus Deutschland kam scharfe Kritik. Das Auswärtige Amt nannte den Vorfall „inakzeptabel“ und betonte, man habe Glück gehabt, dass niemand verletzt wurde. Außenminister Johann Wadephul nahm nach dem Vorfall Kontakt zu seinen Kollegen vor Ort auf.
Hintergrund: Eskalation in Jenin
Seit Beginn einer israelischen Offensive gegen militante Gruppen in Jenin im Januar ist die Lage angespannt. Zahlreiche Palästinenser wurden seither getötet, Häuser zerstört. Der Zwischenfall mit der Diplomatenkolonne verschärft die ohnehin heikle Lage weiter – auch auf internationaler Ebene.