Oberösterreich führt als erstes Bundesland verpflichtende Grundregelkurse für Asylsuchende ein.
Die Kurse sollen bereits während des Asylverfahrens wichtige Verhaltensregeln vermitteln.
Integrationslandesrat Christian Dörfel erklärte, man zeige klar auf, was in Österreich erlaubt ist und was nicht.
Derzeit leben rund 3.000 Asylwerbende in Oberösterreich.
Alle über 14 Jahre müssen künftig an den Kursen teilnehmen.
Fünf Einheiten mit jeweils 90 Minuten vermitteln grundlegende gesellschaftliche Orientierung.
Die Kursinhalte behandeln Rechte und Pflichten von Asylsuchenden, Gleichstellung der Geschlechter und die Trennung von Religion und Staat.
Ein eigenes Modul soll Teilnehmer für Antisemitismus sensibilisieren.
Dörfel betonte, dass unterschiedliche kulturelle Prägungen aufeinandertreffen.
Man müsse deshalb frühzeitig klarmachen, welche Regeln hier gelten.
Falsch verstandene Toleranz dürfe es nicht geben, sagte er bei der Pressekonferenz.
Traun startet Pilotphase, weitere Orte folgen
Im April beendeten die Trainerinnen und Trainer ihre Vorbereitung.
Anfang Mai starteten die ersten Kurse in Traun.
Marchtrenk und Sierning bereiten derzeit weitere Kurse vor.
Am Ende der Pilotphase zieht das Land eine erste Zwischenbilanz.
Falls nötig, nimmt man Änderungen am Konzept vor.
Danach bietet Oberösterreich die Kurse flächendeckend an.
Bürgermeister Karl-Heinz Knoll aus Traun begrüßt das Projekt.
Er sieht darin eine wichtige Maßnahme zur gelungenen Integration.
Knoll sagte, die Kurse schaffen gute Rahmenbedingungen für den Einstieg.
Integration brauche neben Sprachkenntnissen auch ein Verständnis für Grundwerte.
Zahl der Asylanträge sinkt, Kritik an der Bundesregierung
Landesrat Dörfel stellte rückläufige Asylzahlen fest.
Derzeit leben 3.131 Asylsuchende in 196 Quartieren des Bundeslands.
Das sind 1.110 weniger als im Mai des Vorjahres.
Kritik kam von den Grünen.
Landtagsabgeordnete Ines Vukajlović sprach von „populistischem Hü-Hott“.
Sie warf der ÖVP Widersprüchlichkeit in der Integrationspolitik vor.
Während Oberösterreich Kurse ausbaue, kürze der Bund 40 Millionen Euro bei Deutschkursen.
Vukajlović kritisierte, dass dieselbe Partei mehr Benehmen fordere, aber Sprachförderung schwäche.
Sie sprach sich gegen Sanktionen und für echte Integrationsförderung aus.