Großbritanniens Energiewende verliert ein Schlüsselprojekt
Das dänische Energieunternehmen Ørsted hat das geplante Offshore-Windkraftwerk Hornsea 4 vor der Küste von Yorkshire offiziell abgesagt. Das Projekt sollte mit 180 Windrädern rund eine Million Haushalte mit erneuerbarem Strom versorgen und war zentral für die britische Strategie, die Offshore-Windleistung bis 2030 zu vervierfachen.
Laut Ørsted-Chef Rasmus Errboe ist das Vorhaben aufgrund gestiegener Ausgaben in der Lieferkette, höherer Zinsen und zunehmender Realisierungsrisiken finanziell nicht mehr tragbar.
Globale Schwierigkeiten bremsen die Windkraftbranche aus
Die Absage reiht sich ein in eine Serie von Projektabbrüchen in der Branche. Ørsted hatte bereits zwei Windparks in den USA gestoppt und ein weiteres Projekt um ein Jahr verschoben. Auch der schwedische Versorger Vattenfall legte 2023 sein Großprojekt Norfolk Boreas auf Eis – ebenfalls wegen wirtschaftlicher Belastungen.
Hohe Inflation, fragile Lieferketten und politische Unsicherheiten machen Offshore-Windprojekte zunehmend unplanbar und erschweren Investitionen.
Energieverbände fordern bessere Rahmenbedingungen
Nach der Ankündigung wächst der Druck auf die britische Regierung. Dhara Vyas von Energy UK appellierte, die kommende Auktion für Förderverträge müsse realistische Kosten berücksichtigen. Jane Cooper von RenewableUK warnte außerdem vor der Einführung eines zonalen Preismodells, das Investitionskosten weiter erhöhen könnte.
Die Regierung betonte, dass trotz der Absage weiterhin viele Projekte geplant seien. Sie wolle mit Ørsted an einer möglichen Wiederaufnahme von Hornsea 4 arbeiten.
Ørsted sieht trotz Krise langfristiges Potenzial
Trotz des Rückzugs aus Hornsea 4 hält Ørsted an der Offshore-Windkraft als Zukunftstechnologie fest. Der weltweite Bedarf an sauberer und sicherer Energie steige weiter. Dennoch ist der Konzern finanziell unter Druck: 2024 wurden Dividenden gestrichen, ein Sparprogramm umgesetzt und der Börsenwert sank seit 2021 um rund 80 Prozent.
Das Aus für Hornsea 4 zeigt deutlich: Ohne wirtschaftlich tragfähige Bedingungen lassen sich selbst ambitionierte Klimaprojekte kaum umsetzen.