Moody’s Herabstufung treibt Renditen auf US-Staatsanleihen in die Höhe
Die Zinsen für langfristige US-Staatsanleihen überstiegen erstmals seit 18 Monaten die Marke von 5 %, bevor sie leicht zurückgingen.
Anleger hatten nach den jüngsten Marktturbulenzen auf Entspannung gehofft. Doch die erneuten Ausschläge bei US-Anleihen zeigen weiterhin große Unsicherheit.
Am Montag erreichten die Renditen mit über 5 % den höchsten Stand seit Oktober 2023, bevor sie moderat nachgaben.
Die Ratingagentur Moody’s senkte am Freitag die Kreditwürdigkeit der USA. Als Hauptgrund nannte sie den stetig steigenden Schuldenberg der letzten zehn Jahre.
Parallel dazu arbeitet der US-Kongress an einem Steuer- und Ausgabenpaket, das die Staatsverschuldung von derzeit 36 Billionen Dollar weiter erhöhen soll.
Was Staatsanleihen sind und warum sie so wichtig sind
Staaten beschaffen sich Kapital, indem sie Anleihen – sogenannte Treasuries – an Investoren auf dem Finanzmarkt verkaufen.
Im Gegenzug erhalten die Käufer regelmäßig Zinsen und am Ende der Laufzeit ihr Kapital zurück.
Wie bei herkömmlichen Darlehen steigt die Rendite, wenn das Risiko eines Zahlungsausfalls zunimmt.
Investoren wie Pensionsfonds, Banken oder Zentralbanken – darunter auch die Bank of England – zählen zu den größten Käufern.
Manche behalten die Anleihen bis zur Fälligkeit, andere handeln sie aktiv auf dem Sekundärmarkt.
Verlust an Vertrauen verteuert US-Schuldenaufnahme
Die USA galten lange als sicherer Schuldner mit verlässlicher Rückzahlung und niedrigen Zinskosten.
Ein robustes Wirtschaftswachstum und stabile politische Verhältnisse sorgten über Jahre für günstige Finanzierungskonditionen.
Nach der Finanzkrise 2008 lagen die Renditen auf 30-jährige US-Staatsanleihen meist bei etwa 3 %.
Im Oktober 2023 wurde erstmals wieder die 5 %-Marke durchbrochen – ein Warnsignal für zunehmendes Risiko.
Am Montag erreichten die Zinsen 5,04 %, nachdem sie am Freitag noch bei 4,9 % lagen. Danach fielen sie wieder unter die Schwelle.
Politische Unsicherheit und steigende Inflation verschärfen die Lage
Seit 2021 steigen die Anleiherenditen stetig – getrieben durch hohe Inflation infolge der Corona-Pandemie.
Hinzu kommen wirtschaftliche Risiken durch globale Zölle unter Präsident Trump, die laut Experten Preise und Kosten erhöhen.
Gleichzeitig wächst die US-Staatsverschuldung weiter – ohne erkennbare politische Maßnahmen zur Eindämmung.
Moody’s reagierte mit einer längst erwarteten Herabstufung des Ratings und kritisierte das Fehlen politischer Steuerungsfähigkeit.
Am Sonntag unterstützte der Kongress ein Gesetz, das in den kommenden zehn Jahren weitere 3 Billionen Dollar an Schulden verursachen würde.
Laut Thierry Wizman von der Macquarie Bank steht hinter der Herabstufung nicht nur die Schuldenlast, sondern vor allem das politische Versagen.
Die USA verlören laut Wizman zunehmend die Fähigkeit, wirtschaftspolitisch gegenzusteuern.
Folgen für Verbraucher, Unternehmen und den Staatshaushalt
Moody’s warnt, dass Zinszahlungen bis 2035 rund 30 % der gesamten US-Staatseinnahmen verschlingen könnten – 2021 lag dieser Wert noch bei 9 %.
Ein so hoher Anteil für Schuldendienst engt die Ausgaben für Infrastruktur, Bildung oder Soziales massiv ein.
Die Renditen von US-Anleihen beeinflussen auch private Zinssätze – etwa für Hypotheken, Geschäftskredite oder Konsumdarlehen.
Steigende Staatszinsen führen meist zu höheren Kreditkosten für Haushalte und Unternehmen.
Besonders kleine Betriebe spüren die Auswirkungen sofort, da sie auf flexible Finanzierung angewiesen sind.
Viele US-Bürger haben langfristige Festzinskredite, doch neue Kreditnehmer müssen nun mit höheren Raten rechnen.
Auch Familien, die ein Eigenheim kaufen oder umziehen wollen, sehen sich mit steigenden Finanzierungskosten konfrontiert.