Gebühren sollen US-Schiffbau wiederbeleben
Die Vereinigten Staaten haben angekündigt, chinesische Schiffe mit Hafengebühren zu belegen. Ziel ist es, den heimischen Schiffbau zu fördern und der chinesischen Vorherrschaft in der Branche entgegenzuwirken. Ab Mitte Oktober verlangen die USA von chinesischen Reedereien 50 US-Dollar pro Tonne Fracht. Dieser Betrag steigt in den kommenden drei Jahren jährlich um 30 Dollar.
Die US-Regierung reagiert damit auf Bedenken, dass China durch Subventionen eine marktbeherrschende Stellung aufgebaut hat. Die Gebühren gelten für chinesische Reeder und Betreiber chinesisch gebauter Schiffe. Die Höhe richtet sich nach dem Frachtgewicht, der Containeranzahl oder der Fahrzeugzahl an Bord.
Massengutfrachter zahlen abhängig vom Gewicht ihrer Ladung. Containerschiffe werden nach Containeranzahl bepreist. Fahrzeuge auf nicht in den USA gebauten Autotransportern verursachen Kosten von 150 Dollar je Fahrzeug. Die Gebühr fällt pro Fahrt maximal fünfmal jährlich an.
Erleichterungen und Ausnahmen angekündigt
Die Vereinigten Staaten sehen von einer ursprünglich geplanten Besteuerung nach Flottengröße oder chinesischen Neubestellungen ab. Leere Schiffe, die amerikanische Häfen ansteuern, um Massengüter wie Kohle oder Getreide zu transportieren, bleiben ausgenommen. Auch Frachter, die zwischen US-Häfen verkehren oder Ziele in der Karibik und US-Territorien ansteuern, sind befreit – ebenso wie Schiffe aus Kanada und den Vereinigten Staaten, die Häfen in den Großen Seen bedienen.
Für Schiffe, die in China gebaut wurden, beginnen die Gebühren bei 18 Dollar pro Tonne oder 120 Dollar pro Container und steigen ebenfalls über drei Jahre hinweg.
Ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums warnte, dass die US-Maßnahme lediglich zu höheren Preisen für amerikanische Verbraucher führen werde. Eine Wiederbelebung der US-Schiffbauindustrie werde sie jedoch nicht bewirken.
Die US-Handelsbeauftragte (USTR) erklärte, China habe seine Dominanzziele weitgehend erreicht und benachteilige dadurch massiv die US-Wirtschaft, Arbeitsplätze und Unternehmen.
Weitere Maßnahmen und globale Auswirkungen
In drei Jahren startet eine zweite Phase von Maßnahmen. Diese wird speziell US-gebaute Schiffe, die verflüssigtes Erdgas (LNG) transportieren, bevorzugen. Diese Vorschriften werden über 22 Jahre hinweg schrittweise verschärft.
Der Beschluss fällt in eine Zeit, in der der weltweite Handel bereits durch neue US-Zölle belastet ist. Viele Frachtsendungen, die ursprünglich für US-Häfen bestimmt waren, werden nach Europa umgeleitet. Laut Branchenangaben führt dies zu höheren Preisen in den Vereinigten Staaten.
Seit seiner Rückkehr ins Weiße Haus im Januar erhebt Präsident Trump auf chinesische Importe Steuern von bis zu 145 Prozent. Andere Länder müssen bis Juli pauschal mit 10 Prozent rechnen. Durch zusätzliche Zölle könnten Abgaben auf manche chinesische Waren insgesamt 245 Prozent erreichen.
Staus in europäischen Häfen und neue Handelsrouten
Diese Maßnahmen haben laut dem Generaldirektor des Chartered Institute of Export & International Trade, Marco Forgione, zu erheblichen Schiffsansammlungen in der EU und zu schweren Staus in britischen Häfen geführt. Er berichtete von einer massiven Umleitung chinesischer Frachter in Richtung Großbritannien und der EU.
Allein in den ersten drei Monaten 2025 stiegen chinesische Importe nach Großbritannien um etwa 15 Prozent, in die EU um 12 Prozent. Die Situation treibt laut Experten die Preise weiter in die Höhe.
Sanne Manders, Präsident des Logistikunternehmens Flexport, betonte, dass Zölle und Hafenstreiks in den Niederlanden, Deutschland und Belgien im ersten Quartal 2025 zu Blockaden führten. Besonders schwer sei die Lage in Felixstowe sowie in Rotterdam und Barcelona.
Er erwartet, dass sich durch die Umleitung weiterer Frachtmengen nach Europa neue Käufer finden, was die Lage verschärft. Zwar verlängern die Terminals ihre Öffnungszeiten im Sommer, doch das steigende Volumen werde die Infrastruktur weiterhin stark fordern.
Manders wies darauf hin, dass Versender nach neuen Absatzmärkten suchen. Auch ein kurzfristiger Exportboom in die USA sei denkbar, um ein 90-Tage-Fenster für zollvergünstigte Einfuhren auszunutzen. Die US-Verbraucher zahlen letztlich die Rechnung für die neuen Zölle, europäische hingegen spüren kaum Auswirkungen.
Unternehmen würden nun wohl beginnen, ihre Lieferketten grundlegend neu zu strukturieren.