Historischer Durchbruch nach jahrelangen Verhandlungen
Nach über drei Jahren intensiver Gespräche haben sich die Mitgliedsländer der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf ein weltweites Grundsatzabkommen zur Pandemievorsorge verständigt. Ziel ist es, aus den Erfahrungen der Corona-Pandemie zu lernen und die globale Reaktion auf zukünftige Gesundheitskrisen entscheidend zu verbessern.
WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus sprach am Samstag nach einer fast 24-stündigen Sitzung in Genf von einem „Geschenk für kommende Generationen“. Der finale Vertragsentwurf soll am Dienstag verabschiedet und anschließend den über 190 Mitgliedstaaten zur Zustimmung vorgelegt werden. Die offizielle Annahme ist für die WHO-Generalversammlung Ende Mai geplant.
Kompromiss beim Technologietransfer gefunden
Ein zentrales Streitthema betraf die Weitergabe von Technologien zur Herstellung lebenswichtiger medizinischer Produkte wie Impfstoffe. Insbesondere Länder aus Lateinamerika hatten darauf gedrängt, solche Transfers verbindlich festzuschreiben. Industriestaaten mit starker Pharmaindustrie bevorzugten hingegen freiwillige Regelungen.
Nach Angaben aus Verhandlungskreisen konnte dieser Konflikt in der Sitzung beigelegt werden – allerdings wurde der genaue Kompromisstext bislang nicht veröffentlicht.
Lehren aus Corona: Ungleiche Verteilung kritisiert
Während der Corona-Pandemie standen wohlhabenden Staaten Impfstoffe und Testmaterialien oft im Überfluss zur Verfügung. Viele ärmere Länder hingegen hatten kaum Zugang zu medizinischer Ausrüstung und waren stark benachteiligt. Der mangelnde Wissens- und Technologietransfer wurde international scharf kritisiert.
Laut WHO fielen der Pandemie weltweit mindestens 20 Millionen Menschen zum Opfer. Lockdowns, Reisebeschränkungen und überlastete Gesundheitssysteme führten zu tiefgreifenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen. Das neue Abkommen soll dazu beitragen, ähnliche Situationen in Zukunft zu vermeiden oder besser zu bewältigen.
Abkommen soll globale Reaktionsfähigkeit verbessern
Ziel des Abkommens ist es, weltweit klare und gemeinsame Standards in den Bereichen Prävention, Vorsorge und Krisenmanagement zu schaffen. Damit sollen Staaten schneller, transparenter und solidarischer auf neue Ausbrüche reagieren können.
Ein bedeutender Wermutstropfen bleibt: Die USA unter Präsident Donald Trump haben sich nach dessen Rückkehr ins Amt erneut von der WHO distanziert und sind derzeit nicht Teil des Prozesses.
Dennoch gilt die Einigung in Genf als wichtiger Schritt in Richtung eines solidarischeren und besser koordinierten Umgangs mit globalen Gesundheitsbedrohungen.