Kanada und die USA verpassten ihre selbst gesetzte Frist für ein neues Handelsabkommen am Freitag. Trotz monatelanger Gespräche konnten sie keine Einigung erzielen. Der Zollstreit dauert weiter an. Seit sechs Monaten verhängen beide Seiten Zölle auf Waren des jeweils anderen. Präsident Donald Trump und Premierminister Mark Carney äußerten zuletzt wenig Hoffnung auf einen schnellen, zollfreien Deal. Trumps Kritik an Kanadas Anerkennung eines palästinensischen Staates verschärfte die Lage zusätzlich.
Kanada setzt auf eine gründliche Lösung statt Schnelligkeit
Kanadische Verhandler betonen, dass ein übereilter Vertrag nicht wünschenswert sei. Professor Fen Hampson aus Ottawa erklärt, Qualität gehe vor Geschwindigkeit. Premierminister Carney betonte, dass ein schlechter Deal keine Option sei. Der wirtschaftliche Druck wächst, doch Kanada bevorzugt eine durchdachte Lösung. Die Opposition kritisiert das Verpassen der Frist scharf. Kanada steht Zöllen von bis zu 35 Prozent gegenüber, vor allem bei Stahl, Aluminium und der Autoindustrie.
Verhandlungen verlaufen konstruktiv
Dominic LeBlanc, kanadischer Handelsminister für die USA, beschreibt die Gespräche als informativ und sachlich. Er erwartet weitere Telefonate zwischen Carney und Trump in den kommenden Tagen. Die US-Regierung begründet die Zölle mit mangelnder Zusammenarbeit bei der Bekämpfung von Fentanyl-Schmuggel. Kanada weist diese Vorwürfe zurück, hat aber neue Grenzschutzmaßnahmen eingeführt. Weitere Zölle auf Kupfer und günstigere Waren sind möglich.
Kanada reagiert mit Gegenmaßnahmen
Kanada hat mit Gegen-Zöllen im Wert von 60 Milliarden kanadischen Dollar reagiert. Nur China ging ähnlich offensiv gegen die US-Zollpolitik vor. Unternehmen verlangen zwar Verlässlichkeit, lehnen aber schlechte Deals ab. Das CUSMA-Abkommen sorgt dafür, dass fast 90 Prozent der kanadischen Exporte in die USA weiterhin zollfrei bleiben, sofern die Formulare korrekt eingereicht werden. Dieses Abkommen gibt Kanada einen Vorteil gegenüber anderen Ländern.
Staatliche Unterstützung und höhere Einnahmen
Die Regierung unterstützt betroffene Branchen mit Hilfsprogrammen. Gleichzeitig steigen die Einnahmen aus Zöllen um 1,5 Milliarden Dollar. Die US-Wirtschaft zeigt bislang keine Schwäche, Experten rechnen jedoch mit wachsendem Druck von kleinen US-Unternehmen. Die Mehrheit der Kanadier steht hinter Carneys vorsichtiger Haltung im Streit.
Zölle als politisches Druckmittel
Trump nutzt Zölle, um politische Zugeständnisse zu erzwingen, etwa bei Verteidigungsausgaben und Digitalsteuern. Kanada erhöhte das Verteidigungsbudget, verstärkte die Grenzsicherheit und stoppte die Digitalsteuer. Diese Zugeständnisse könnten zu einer Senkung der Stahl- und Aluminiumzölle führen. US-Finanzminister Bessent deutete eine mögliche Einigung an. Streitpunkte wie Kanadas Milchwirtschaft bleiben jedoch bestehen.
Risiken weiterer Eskalation
Experten zweifeln an der Wirkung von Gegen-Zöllen. Professor Hampson sieht die USA im Vorteil und empfiehlt vorsichtiges Vorgehen. Carneys Sprecher äußerte sich zurückhaltend zu weiteren Maßnahmen. Kanadische Verhandler bleiben in Washington und setzen die Gespräche fort.
Unternehmen suchen Alternativen
Viele kanadische Exporteure suchen neue Lieferanten und Kunden außerhalb der USA. 40 Prozent haben neue Lieferanten, 28 Prozent neue Kunden gefunden. Die Verhandlungen über CUSMA im nächsten Jahr könnten neue Herausforderungen bringen.
Kanada strebt wirtschaftliche Unabhängigkeit an
Kanada will seine Handelsbeziehungen diversifizieren und Handelsbarrieren innerhalb des Landes abbauen. Trotz enger Verflechtungen mit den USA will Kanada unabhängiger werden. Martha Hall Findlay von der Universität Calgary sagt, Trumps Zölle hätten Kanada zum Umdenken gezwungen. Die Regierung müsse jetzt mutige Entscheidungen treffen – und sei dazu bereit.