Die BBC zieht in Erwägung, ihr Nachrichtenangebot für US-Konsumenten kostenpflichtig zu machen. Angesichts sinkender Einnahmen aus der britischen Rundfunkgebühr und wachsender Konkurrenz durch Streamingdienste sucht die öffentlich-rechtliche Sendeanstalt nach neuen Einnahmequellen – vor allem im Ausland.
BBC setzt auf Wachstum im US-Markt
Die BBC hat den US-amerikanischen Markt verstärkt im Visier. Durch den Relaunch ihrer Website und News-App in den USA wurden bereits erste Schritte zur Vergrößerung der Reichweite unternommen. Interne Zahlen zeigen, dass BBC.com seit der Neugestaltung in neun aufeinanderfolgenden Monaten zweistellige Zuwachsraten verzeichnete – mit insgesamt 130 Millionen Nutzern weltweit, davon 67 Millionen in Nordamerika.
Da US-Nutzer bislang keinen Beitrag für die Nutzung der BBC-Inhalte leisten, prüfen Führungskräfte nun, ob künftig Zahlungen eingeführt werden sollen – sei es über Abos, freiwillige Beiträge nach dem Vorbild von PBS oder andere Modelle.
Rückläufige Einnahmen und Druck zur Reform
Der Druck auf die BBC wächst: Die Einnahmen aus der britischen Rundfunkgebühr – derzeit 174,50 £ jährlich – sind inflationsbereinigt stark gesunken. Im vergangenen Jahr zahlten eine halbe Million Menschen weniger diese Gebühr. Gleichzeitig fielen die Gesamterlöse der BBC im vergangenen Jahr um 12 % auf 1,84 Mrd. £, vor allem wegen rückläufiger TV-Produktionen nach der Pandemie und Investitionen in das US-Geschäft.
Tim Davie, Generaldirektor der BBC und ehemaliger Chef der BBC Studios, hat wiederholt betont, wie wichtig es sei, die Einnahmen aus kommerziellen Quellen zu steigern. Ein werbe- oder abonnentenfinanzierter Dienst in Großbritannien kommt für ihn jedoch weiterhin nicht infrage.
Chancen durch das polarisierte US-Medienumfeld
Die BBC sieht ihre journalistische Unabhängigkeit und Objektivität als möglichen Vorteil in einem zunehmend polarisierten US-Medienumfeld – insbesondere mit Blick auf eine mögliche zweite Amtszeit Donald Trumps. Eine wachsende Nachfrage nach ausgewogenem Journalismus könnte zu höheren Einnahmen und einer stärkeren Bindung von US-Nutzern führen.
Wie genau eine Monetarisierung des US-Angebots aussehen könnte, ist noch offen. Klar ist jedoch: Die BBC setzt große Hoffnungen auf den nordamerikanischen Markt – auch, um ihre globale Rolle und finanzielle Zukunft abzusichern.