Unklare Worte in explosiver Lage
Donald Trump trat einst mit dem Versprechen an, die USA aus endlosen Kriegen zu führen. Doch im aktuellen Konflikt zwischen Israel und dem Iran gerät dieses Versprechen ins Wanken. Seine öffentlichen Aussagen schwanken: Mal unterstützt er lautstark Israels Luftschläge, dann betont er, Amerika habe damit nichts zu tun. Diese Uneindeutigkeit sorgt für zusätzliche Spannungen – ebenso wie sein überhasteter Abgang vom G7-Gipfel in Kanada, den er mit „großen Aufgaben“ in Washington begründete.
Das Weiße Haus erklärte später, seine Rückreise stehe im Zusammenhang mit der Situation im Nahen Osten. Auf Truth Social betonte Trump hingegen, seine Rückkehr habe „nichts mit einem Waffenstillstand“ zu tun. Israels Premierminister Netanjahu erklärte zeitgleich, alle Maßnahmen seien „vollständig mit den USA abgestimmt“ worden.
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage: Welche Handlungsspielräume bleiben Trump – und was beeinflusst seine Entscheidungen?
Eskalation mit Ansage: Militärische Stärke als Strategie
Während israelische Raketen Teheran trafen, verschärfte Trump seine Rhetorik: Er drohte dem Iran mit „noch brutaleren“ Angriffen – ausgeführt von Israel mit amerikanischer Unterstützung. Sein zentrales Ziel ist klar: Der Iran soll keine Atomwaffe erhalten. Im Gegensatz zu Netanjahu, der auf Gewalt setzt, zeigt sich Trump offen für ein Abkommen – ganz im Sinne seiner Selbstdarstellung als „Deal-Maker“.
Doch sein Vorgehen ist widersprüchlich. Er wechselt zwischen Androhung von Gewalt und diplomatischer Öffnung. In einem Atemzug sagte er, ein israelischer Angriff könne ein Abkommen fördern – oder es scheitern lassen. Viele deuten dieses Verhalten als gezielte Unberechenbarkeit, bekannt als „Madman-Theorie“: Wer unberechenbar wirkt, kann Gegner einschüchtern und zum Einlenken zwingen – eine Taktik, die schon Richard Nixon verfolgte.
Einige Berater Trumps vertreten diesen Kurs der Härte. Sie bezweifeln, dass der Iran an echten Verhandlungen interessiert ist – obwohl Teheran 2015 ein Atomabkommen mit den USA schloss, das Trump später kündigte. Netanjahu übt massiven Druck aus, Trump militärisch einzubinden. Und obwohl Trump wiederholt den Friedensnobelpreis ins Gespräch bringt, könnte er sich zum Handeln gedrängt sehen.
Israel fordert inzwischen Zugang zu amerikanischen Bunkerbrechern, um Irans geheime Atomanlagen in Fordo zu zerstören. Parallel dazu drängen republikanische Hardliner auf einen Regimewechsel in Teheran – ein langgehegtes Ziel vieler Konservativer.
Trump könnte hoffen, durch Drohungen ein besseres Verhandlungsergebnis zu erzielen. Doch Gespräche waren bereits im Gange: Am Sonntag sollte ein sechster Verhandlungszyklus in Oman mit Trumps Sondergesandtem Steve Witkoff stattfinden – die Gespräche wurden abgesagt.
Begrenzung statt Beteiligung: Das Kalkül der Zurückhaltung
Trump betont nach außen, die USA seien nicht in Israels Militärschläge verwickelt. Doch eine offene Eskalation könnte für ihn innenpolitisch und militärisch zur Belastung werden. Bereits jetzt sichern US-Zerstörer und Raketenabwehrsysteme israelisches Gebiet gegen iranische Vergeltung.
Seine Berater im Nationalen Sicherheitsrat dürften eindringlich vor einer weiteren Zuspitzung warnen. Denn iranische Raketen durchbrachen zuletzt bereits die Verteidigungssysteme – mit tödlichen Folgen.
Netanjahu brachte zuletzt sogar eine gezielte Tötung des iranischen Führers Ajatollah Khamenei ins Spiel. Doch laut Medienberichten lehnte Trump diesen Vorschlag klar ab.
Die Basis rebelliert: MAGA fordert klare Abgrenzung
Neben internationalen Spannungen wächst auch der politische Druck im eigenen Land. Innerhalb der „Make America Great Again“-Bewegung stoßen Trumps außenpolitische Manöver zunehmend auf Ablehnung. Zwar steht die republikanische Führung weiterhin zu Israel, doch einflussreiche Trump-nahe Stimmen fordern eine Abkehr von bedingungsloser Unterstützung.
Sie verweisen auf Trumps zentrales Wahlversprechen: „America First“. Der konservative Kommentator Tucker Carlson bezeichnete die US-Regierung als mitverantwortlich für die Angriffe und warf Netanjahu vor, die USA in einen ungewollten Krieg zu ziehen. Carlson forderte ein Ende der Unterstützung und schrieb: „Sich einzumischen wäre ein Verrat an Millionen Wählern, die auf echte Prioritätensetzung gehofft hatten.“
Auch Marjorie Taylor Greene forderte öffentlich, dass nur Gegner eines Kriegseintritts wirklich zur MAGA-Bewegung gehörten.
Dieser wachsende Widerstand zwingt Trump zur Positionierung. Am Wochenende erklärte er öffentlich, er unterstütze Russlands Aufruf zur Deeskalation. Am Sonntag betonte er, Israel und Iran sollten eine Lösung finden, und erklärte deutlich: „Die USA hatten nichts mit dem Angriff auf Iran zu tun.“
Doch Teheran drohte bereits, amerikanische Stützpunkte anzugreifen, sollte Washington weiterhin Israels Verteidigung unterstützen. Kommt es zu US-Opfern, könnten isolationistische Forderungen innerhalb von Trumps Basis lauter werden – mit Druck auf den Ex-Präsidenten, Israels Offensive zu stoppen.