Wissenschaftler der Columbia Business School in New York werfen Uber vor, systematisch Fahrpreise zu erhöhen und Fahrer schlechter zu bezahlen – ohne dass Kunden oder Fahrer das nachvollziehen können. Es ist die zweite Studie binnen kurzer Zeit, die dem Konzern eine solche Praxis nachweist.
Preise steigen, Löhne sinken
Das US-Forschungsteam analysierte über 24.000 Fahrten eines Uber-Fahrers und mehr als zwei Millionen Fahrtanfragen. Die Daten zeigen: Seit Einführung des „Upfront Pricing“ in den USA im Jahr 2022 stieg Ubers Gewinnanteil („Take Rate“) von 32 auf über 42 Prozent. Gleichzeitig sanken die Fahrerlöhne deutlich.
Ähnliches ergab bereits eine Studie der Universität Oxford: Seit Einführung eines vergleichbaren Preissystems 2023 stieg Ubers Anteil am Fahrpreis auch im Vereinigten Königreich – teils auf über 50 Prozent. Fahrgäste zahlten mehr, Fahrer verdienten weniger.
Algorithmen entscheiden im Verborgenen
Uber passt Preise nicht mehr nur abhängig von Nachfrage („Surge Pricing“) an, sondern kalkuliert sie mithilfe undurchsichtiger Algorithmen, die kaum nachvollziehbar sind. Diese analysieren Verhaltensmuster und bestimmen, was ein Kunde zahlen könnte und ein Fahrer zu akzeptieren bereit ist. Laut den Forschern handelt es sich dabei um gezielte Preisdiskriminierung – zum Vorteil des Konzerns.
Der Columbia-Forscher Len Sherman sagte: „Uber nutzt seine Datenmacht aus, um Gewinne zu maximieren – auf Kosten der Menschen, die auf die Plattform angewiesen sind.“
Uber widerspricht
Uber bestreitet die Vorwürfe. Die Preisgestaltung sei „transparent und fair“ und ermögliche es sowohl Fahrgästen als auch Fahrern, fundierte Entscheidungen zu treffen. Die Algorithmen würden keine persönlichen Daten verwenden, um Preise individuell festzulegen. Zudem seien Fahrer durch einen Mindestverdienst abgesichert.
Rückblick auf frühere Kritik
Bereits in der Vergangenheit stand Uber wegen seiner Geschäftspraktiken in der Kritik. 2021 urteilte das oberste britische Gericht, dass Uber-Fahrer Anspruch auf Mindestlohn und Urlaub haben. 2022 deckten die „Uber Files“ auf, wie der Konzern weltweit Lobbyarbeit betrieb und Behörden täuschte.
Die neuen Studien verschärfen den Druck auf das Unternehmen. Besonders in Ländern mit strengen Arbeits- und Verbraucherschutzgesetzen könnten die Ergebnisse politische und rechtliche Folgen haben.