In Budapest versammelten sich am Samstag Hunderttausende, um das 30. Jubiläum der Pride zu feiern – trotz eines offiziellen Verbots durch die Regierung. Unter den Teilnehmenden befanden sich Abgeordnete des Europäischen Parlaments, internationale Gäste und viele Menschen, die zum ersten Mal dabei waren.
Seit dem Verbot gilt Pride in Ungarn als Symbol des Widerstands gegen die Einschränkung von Versammlungsfreiheit und Menschenrechten. Einige Besucher erzählten Reporter:innen, dass sie früher wenig Bezug zu Pride hatten, nun aber aus Solidarität teilnahmen.
Thunberg kritisiert Orbán – rechte Märsche erlaubt
Klimaaktivistin Greta Thunberg reiste zur Pride nach Budapest. In einem Instagram-Video nannte sie das Verbot eine „faschistische Attacke auf Menschenrechte“. Pride sei für sie Protest und Liebesfeier zugleich.
Während Pride untersagt wurde, erhielten gleich zwei rechte Gruppierungen polizeiliche Genehmigungen: Die Jugendbewegung „64 Komitate“ und die Partei „Unsere Heimat“ marschierten offen und ungestört – auf derselben Route wie die städtisch geplante Pride.
Orbáns Taktik: Opposition in die Falle locken
Oppositionsführer Péter Magyar erschien nicht bei der Pride, sondern urlaubte mit seinen Söhnen. Auf Facebook erklärte er, Ungarn solle ein Land für alle sein – unabhängig von Herkunft oder Liebe. Spekulationen über seine Abwesenheit wies er zurück.
Analyst:innen glauben, Premier Orbán wollte Magyar zwingen, Stellung zu LGBTQ+-Rechten zu beziehen. Fidesz versucht, das Thema politisch auszuschlachten. Laut Zoltán Novák will die Regierung so die öffentliche Debatte dominieren und Mehrheiten mobilisieren.
Magyars Partei TISZA konzentriert sich hingegen auf Alltagsprobleme wie Inflation, Gesundheitsnotstand und Bildungskrise – mit Erfolg: Laut aktueller Umfrage liegt TISZA 15 Prozentpunkte vor Fidesz. Während regierungsnahe Umfrageinstitute plötzlich schweigen, wächst der Druck auf Orbáns Partei.