Immer mehr Käufer setzen auf Fahrzeuge aus chinesischer Produktion
Laut aktuellen Zahlen des britischen Automobilverbands SMMT stammte im Juni 2025 jedes zehnte in Großbritannien verkaufte Auto aus chinesischer Herstellung.
Neue Marken wie BYD, Jaecoo und Omoda gewinnen rasant Marktanteile. Diese Entwicklung erfolgt parallel zu steigenden Einfuhrzöllen in anderen G7-Staaten, während Großbritannien bislang auf solche Maßnahmen verzichtet.
Chinesische Marken bauen ihre Präsenz stark aus
Im Juni wurden 18.944 Fahrzeuge chinesischer Hersteller wie MG und Polestar im Vereinigten Königreich zugelassen. Das entspricht einem Marktanteil von 10 % – ein deutlicher Anstieg gegenüber 6 % im Juni 2024.
Im gesamten ersten Halbjahr 2025 erreichte der Marktanteil chinesischer Autos 8 %. In den Jahren 2023 und 2024 lag er noch bei 5 %. Der Großteil dieser Fahrzeuge fährt elektrisch, auch wenn es Ausnahmen gibt.
Eine Analyse von Jato Dynamics zeigt, dass chinesische Marken europaweit deutlich geringere Marktanteile halten. In der EU liegen sie bei 4,3 %, in Deutschland bei 1,6 %, in Frankreich bei 2,7 %. Spanien nähert sich mit 9,2 % dem britischen Niveau.
Laut Analyst Felipe Munoz profitieren chinesische Hersteller besonders stark von Großbritanniens Zollfreiheit und dem wachsenden Interesse an Elektroautos. Zudem spiele MG die Rolle einer scheinbar heimischen Marke. Großbritannien verfüge im Gegensatz zu Deutschland oder Frankreich über keine dominante nationale Autoindustrie, die es zu schützen gelte.
Politische Debatte über Industriepolitik beginnt
Führende Industrievertreter sehen durch den Importboom chinesischer Autos die britische Produktion unter Druck. Erste Stimmen fordern nun Importbegrenzungen.
Chinesische Hersteller kaufen zudem immer mehr Autohäuser im Land, um ihre Vertriebsstruktur zu stärken.
John Neill, ehemaliger Präsident des SMMT und Ex-CEO von Unipart, betonte: „Chinesische Produzenten liefern in allen Bereichen günstigere, innovativere und qualitativ hochwertige Fahrzeuge. Wenn sie hier verkaufen, müssen sie auch hier bauen.“
Im Unterschied zur EU, den USA und Kanada hat Großbritannien bisher keine Strafzölle eingeführt. Kanada erhebt inzwischen 100 % Zoll auf chinesische E-Autos, die EU verlangt bis zu 45 %.
Die EU verhandelt derzeit mit China über ein Mindestpreissystem als Alternative zu den Strafzöllen. Einige chinesische Hersteller bauen bereits Werke in der EU, um den britischen Markt zollfrei zu beliefern.
Elektrifizierung schreitet voran – aber auf wackeliger Basis
Nach Angaben des SMMT entscheidet sich inzwischen ein Viertel der britischen Neuwagenkäufer für ein Elektrofahrzeug. Doch laut Geschäftsführer Mike Hawes stützen sich diese Verkäufe bislang vor allem auf hohe Herstellerrabatte.
„Wie Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, können gezielte staatliche Anreize die Marktumstellung entscheidend beschleunigen“, so Hawes. „Ein nachhaltiger Wandel braucht politische Unterstützung.“