Die britische Werbeaufsicht ASA hat entschieden, dass Online-Apotheken keine Werbung mehr für verschreibungspflichtige Abnehmspritzen wie Wegovy und Mounjaro schalten dürfen. Dies ist Teil einer umfassenden Maßnahme gegen die „Wildwest“-Praktiken im Online-Verkauf von Medikamenten.
Hintergrund: Werbung für POMs ist illegal
In Großbritannien ist die Werbung für verschreibungspflichtige Medikamente (POMs) gegenüber der Öffentlichkeit illegal. Eine frühere Recherche des Guardian hatte jedoch gezeigt, dass Online-Apotheken entweder direkt gegen diese Regeln verstoßen oder gesetzliche Graubereiche ausnutzen, um Abnehmspritzen zu bewerben.
Neue Regeln im Überblick
- Keine Verwendung der Begriffe „weight loss injections“ oder „weight loss pen“ in Anzeigen.
- Erwähnung von Abnehmspritzen nur noch im Rahmen einer umfassenden Dienstleistung inklusive ärztlicher Beratung und Rezept möglich.
- Keine Darstellung von Injektionspens oder Vials in Anzeigen.
- Keine Verlinkung zu Landingpages, auf denen ausschließlich verschreibungspflichtige Abnehmmedikamente als Option angeboten werden.
Die ASA betont, dass die neuen Regeln klare Präzedenzfälle schaffen, die künftig für alle Anbieter gelten sollen.
Grund für das Verbot: Schutz der Öffentlichkeit
Der Schutz vor „unzumutbarem kommerziellem Druck“ und eine sichere Verschreibungspraxis sind laut Experten die Hauptgründe für das Verbot. „Teil unserer Strategie ist es, verletzliche Menschen vor Schaden zu schützen, und nichts ist so gefährlich wie verschreibungspflichtige Medikamente“, so ASA-Vorsitzende Nicky Morgan.
Ergebnisse der aktuellen Überwachung
- Die ASA untersuchte 13 Anzeigen für POMs, neun davon führten zu Sanktionen.
- Diese wurden über das AI-basierte Überwachungssystem der ASA identifiziert, das 2024 insgesamt 28 Millionen Anzeigen überprüfte.
- 94 % der problematischen Anzeigen wurden durch diese Überwachung geändert oder entfernt.
- Zwischen Februar und Juni 2025 wurden über 20.000 problematische Anzeigen bei 35 Online-Apotheken gefunden, 10.000 davon betrafen Abnehmspritzen.
Beispiel: Werbung durch Influencer
Ein Verstoß betraf einen Instagram-Post von TV-Persönlichkeit Gemma Collins, die die Abnehmservices von Yazen bewarb und in der der Eindruck entstand, dass POMs verwendet würden, um Gewicht zu verlieren.
Auswirkungen und Reaktionen
- Lücken in den Regeln wurden geschlossen, so Jess Tye von der ASA.
- Es wird betont, dass es sich um echte Beratungen handeln muss, nicht um „Alibi-Konsultationen“, die lediglich zum Versand einer Spritze führen.
- Wes Streeting, Gesundheitsminister, bestätigte, dass Abnehmspritzen ein politisch relevantes Thema sind, will aber den Zugang auf dem NHS erweitern, während der private Online-Markt boomt.
Forderungen nach weiteren Maßnahmen
Experten wie Dr. Piotr Ozieranski (University of Bath) und Oksana Pyzik (UCL) fordern strengere Sanktionen bei Verstößen, darunter abgestufte Geldstrafen, die sich am Umsatz der Anbieter orientieren, um Regelbrüche effektiver zu bekämpfen und Patientensicherheit zu gewährleisten.
Die ASA betont, dass weitere Entscheidungen folgen werden, um die Werbelandschaft für Abnehmmedikamente dauerhaft zu regulieren und klarzustellen, dass das Bewerben verschreibungspflichtiger Abnehmspritzen gegenüber der Öffentlichkeit rechtswidrig bleibt.