Amy Pope, Leiterin der Internationalen Organisation für Migration (IOM), kritisierte am Donnerstag westliche Staaten für ihre gleichzeitige Abschottung und Kürzung von Entwicklungshilfe. Sie warnte: Wer Grenzen schließt und gleichzeitig weniger in Herkunftsländer investiert, verschärft Instabilität. „Man kann irreguläre Migration nur steuern, wenn man vor Ort für Stabilität sorgt“, sagte Pope im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AP.
Migration an der Wurzel anpacken, nicht nur abschieben
Pope, frühere Beraterin im Weißen Haus, erklärte, dass reine Abschreckungspolitik zu kurz greife. Staaten müssten Alternativen schaffen, um Migrationsursachen zu bekämpfen. Die IOM-Chefin äußerte sich am Rande einer internationalen Konferenz in Rom. Sie betonte, eine verfrühte Rückführung syrischer Flüchtlinge könne scheitern, wenn Sicherheit, Wohnraum oder Perspektiven fehlen. „Das kann zu noch mehr Konflikten führen“, so Pope.
Italien setzt auf Kombi-Modell – UN zeigt Interesse
Während viele europäische Länder Asylverfahren einschränken und Abschiebungen forcieren, geht Italien einen anderen Weg. Das Land will bis 2026 fast 500.000 Arbeitsgenehmigungen an Nicht-EU-Bürger vergeben – verteilt über drei Jahre. Pope lobte diesen Ansatz, der Kontrolle mit legalen Möglichkeiten verbindet. „Italien testet ein interessantes Modell“, sagte sie. Auch in Lateinamerika beobachte man neue Migrationsbewegungen, ausgelöst durch verschärfte US-Grenzpolitik. Länder wie Panama und Costa Rica stünden dadurch vor neuen Herausforderungen. Pope forderte mehr internationale Zusammenarbeit – über Abschottung hinaus.