Keine Hinweise auf Suizid – Pilotengewerkschaft kritisiert mediale Spekulation
Einen Monat nach dem tragischen Absturz einer Air-India-Maschine mit 260 Todesopfern hat die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) vor voreiligen Interpretationen gewarnt. Der am Donnerstag veröffentlichte Zwischenbericht der indischen Ermittlungsbehörden liefere keinen eindeutigen Beleg für eine vorsätzliche Tat.
Die VC kritisiert insbesondere, dass Medienberichte nach Veröffentlichung des Berichts Mutmaßungen über einen möglichen Suizid eines Piloten geäußert hätten. „Solche Spekulationen sind unbegründet und untergraben die Integrität der laufenden Untersuchungen“, so die Stellungnahme der Gewerkschaft.
Abgeschaltete Treibstoffschalter werfen Fragen auf
Der Bericht der indischen Luftfahrtbehörde legt nahe, dass kurz vor dem Absturz die Kontrollschalter der Treibstoffzufuhr beider Triebwerke deaktiviert wurden. Dadurch wurde die Energieversorgung der Maschine unterbrochen – ein zentraler Punkt der Untersuchung. Dennoch weist die VC darauf hin, dass wesentliche technische und systemische Fragen bisher offen blieben.
„Es ist nicht seriös, auf dieser Basis Rückschlüsse zur Unfallursache zu ziehen“, betont Vivianne Rehaag, Vorstandsmitglied der Vereinigung Cockpit. Die Ermittlungen müssten alle Faktoren – technische, organisatorische und menschliche – umfassend beleuchten.
VC fordert Respekt gegenüber Untersuchungsprozess
Die Pilotengewerkschaft appelliert eindringlich daran, den offiziellen Untersuchungsprozess nicht durch öffentliche Vorverurteilungen zu gefährden. „Vorverurteilungen helfen der Sicherheit nicht – im Gegenteil“, so Rehaag. Der Absturz müsse mit der gebotenen Sachlichkeit und Sorgfalt aufgearbeitet werden, um nachhaltige Lehren für die Luftfahrtsicherheit zu ziehen.
Das Unglück im Überblick
Am 12. Juni stürzte das Flugzeug kurz nach dem Start vom Flughafen in Ahmedabad (Westindien) in ein nahegelegenes Wohngebiet. Dabei kamen 241 Menschen an Bord sowie 19 Personen am Boden ums Leben. Nur ein Passagier überlebte das Unglück. Die Tragödie zählt zu den schwersten Flugzeugkatastrophen in der jüngeren indischen Luftfahrtgeschichte.
Ausblick
Die indische Flugsicherheitsbehörde setzt die Ermittlungen fort. Erst nach Abschluss aller technischen Analysen und der Auswertung der Flugschreiber wird ein abschließender Bericht erwartet. Bis dahin mahnt die VC zur Zurückhaltung in der öffentlichen Debatte, um die Unabhängigkeit und Qualität der Aufklärung nicht zu gefährden.