Mineralische Filter im Aufwind
Immer mehr Verbraucher greifen zu mineralischen Sonnencremes. Sie befürchten Schäden durch chemische Inhaltsstoffe. Auch Umweltaspekte wie Korallensterben spielen eine Rolle. Mineralische Produkte gelten als natürlicher und sicherer. Ihr Marktanteil wächst rasant. Doch viele Annahmen sind schlicht falsch.
Chemie steckt in beiden Varianten
Der Begriff „chemisch“ wirkt abschreckend. Doch auch mineralische Cremes bestehen aus chemischen Elementen. Der Unterschied liegt in der Zusammensetzung. Organische Filter enthalten Kohlenstoff-Verbindungen. Anorganische Filter wie Zinkoxid oder Titandioxid tun das nicht. Trotzdem wirken beide ähnlich auf UV-Strahlung.
Sonnenschutz ist keine moderne Erfindung
Schon die alten Griechen trugen Kopfbedeckungen gegen Sonnenbrand. In Afrika nutzen manche Völker seit Jahrtausenden Ockerpasten. Römer empfahlen Olivenöl zur Hautpflege. Erst im 19. Jahrhundert entdeckte man UV-Strahlen. Bald erkannte man, dass einige Stoffe sie blockieren können – darunter Rindenextrakte und Pflanzenstoffe.
Die Geburt moderner Sonnencreme
In den 1930er-Jahren begannen Forscher mit UV-absorbierenden Stoffen zu experimentieren. Daraus entstanden frühe chemische Filter. Später folgten komplexe Labormischungen wie Avobenzon oder Octinoxat. Diese schützen heute besser als ihre Vorgänger. Parallel entwickelten sich mineralische Alternativen weiter. Auch sie stammen meist aus dem Labor.
Der große Irrtum über Reflexion
Lange glaubte man: Chemische Filter absorbieren UV-Strahlen, mineralische reflektieren sie. Das sagte sogar die US-Gesundheitsbehörde in den 1970ern. Doch moderne Forschung widerlegt das. Zinkoxid und Titandioxid absorbieren rund 95 Prozent der Strahlung. Nur etwa 5 Prozent werden gestreut – nicht gespiegelt.
Licht wird gestreut, nicht gespiegelt
„Die Partikel streuen UV-Strahlen“, sagt Professor Antony Young. Sie lassen Lichtstrahlen ins Material eindringen. Dort prallen sie an Atomen ab. Manche Strahlen verlassen das Material wieder – sie werden gestreut. Dieser Effekt ist bei beiden Filtertypen nahezu gleich.
Unterschiede beim Auftragen spürbar
Organische Filter lösen sich in Wasser oder Öl. Dadurch fühlen sich diese Cremes leichter an. Mineralische Filter bleiben als feste Partikel auf der Haut. Sie wirken schwerer und hinterlassen oft einen weißen Film. Nanotechnologie verringert diesen Nachteil deutlich. Die Partikel sind inzwischen winzig klein.
Gelangen chemische Filter ins Blut?
Einige organische Stoffe dringen in die Haut ein. In Studien tauchten sie im Blut auf. Doch nur in sehr kleinen Mengen. Tierversuche mit extrem hohen Dosen zeigten zwar Effekte auf Hormone. Beim Menschen fehlt bisher jeder Beweis für schädliche Auswirkungen.
Warum testet man mit solchen Mengen?
Wissenschaftler wollen herausfinden, ab wann ein Stoff gefährlich wird. Dazu setzen sie hohe Konzentrationen ein. „Man muss eine Wirkung provozieren, um die Grenze zu kennen“, erklärt Chemikerin Michelle Wong. Die realen Blutwerte beim Menschen bleiben weit unterhalb dieser Schwelle.
Sorgen um die Umwelt
Einige UV-Filter landen im Meer. In Hawaii wurden sie im Wasser nachgewiesen – in winzigen Konzentrationen. Trotzdem verbot man dort bestimmte Stoffe. Die Angst vor Korallenschäden blieb. Doch viele Biologen sagen: Die Hauptgefahr für Korallen ist der Klimawandel, nicht Sonnencreme.
Hautkrebs bleibt die größte Gefahr
Ob mineralisch oder chemisch: Beide schützen zuverlässig vor UV-Strahlung. Diese ist der Hauptauslöser für Hautkrebs. In Ländern wie Großbritannien oder den USA ist er die häufigste Krebsart. Vor allem Melanome sind lebensbedrohlich. Der Schutz vor Sonnenbrand ist daher essenziell.
Die beste Creme ist die, die man benutzt
Wer eine Creme angenehm findet, trägt sie regelmäßiger auf. Das erhöht den Schutz. Chemische Filter sind oft leichter und klarer. Mineralische wirken beruhigender und enthalten weniger Zusatzstoffe. Am Ende zählt der Lichtschutzfaktor – nicht die Art des Filters.