Anwalt kritisiert Vergleich als Schlag ins Gesicht der Hinterbliebenen
Ein Anwalt von 16 Familien der Boeing-737-Max-Opfer hat das Abkommen mit dem US-Justizministerium heftig kritisiert.
Sanjiv Singh, der Angehörige des Absturzes von 2018 in Indonesien vertritt, bezeichnete das Abkommen als „moralisch abscheulich“.
Er erklärte, Boeing könne sich mit 1,1 Milliarden Dollar vor echter strafrechtlicher Verantwortung drücken.
Für Singh steht der Vergleich für eine Gerechtigkeit, die Konzerne bevorzugt und Opfer im Stich lässt.
Boeing zeigt Reue und kündigt strukturelle Reformen an
Boeing sprach den Familien sein tiefes Bedauern aus und versicherte, aus den Unglücken gelernt zu haben.
444,5 Millionen Dollar sollen an die Hinterbliebenen gezahlt werden.
Zusätzlich werden 455 Millionen Dollar in Sicherheits-, Qualitäts- und Kontrollprogramme investiert.
Die vereinbarte Strafzahlung beträgt 487,2 Millionen Dollar – rund die Hälfte wurde bereits 2021 beglichen.
Ein Konzernsprecher betonte, Boeing werde sämtliche Verpflichtungen aus der Einigung vollständig umsetzen.
Gericht muss Entscheidung treffen – Familien wollen sich wehren
Ein US-Bundesgericht muss dem Abkommen noch zustimmen, damit es rechtskräftig wird.
Bei Genehmigung bleibt Boeing ein öffentlicher Strafprozess wegen Betrugs erspart.
Laut einem SEC-Bericht erklärte Boeing, das US-Justizministerium werde auf weitere Anklagen verzichten.
Zwei Abstürze des Typs 737 Max forderten 346 Menschenleben innerhalb weniger Monate.
Im Oktober 2018 stürzte eine Lion-Air-Maschine nach dem Start in Jakarta ins Meer – 189 Menschen starben.
Im März 2019 verunglückte eine Ethiopian-Airlines-Maschine kurz nach dem Start in Addis Abeba – 157 Tote.
Beide Unfälle wurden auf ein defektes Flugkontrollsystem zurückgeführt.
Angehörige sehen in der Zahlung keine Gerechtigkeit
Bereits 2021 hatte Boeing eingestanden, Sicherheitsbehörden bewusst über Konstruktionsfehler getäuscht zu haben.
Nun haben die Familien das Recht, dem neuen Vergleich vor Gericht zu widersprechen.
Laut Singh empfinden viele Angehörige die Entschädigung als Beleidigung ihrer Verluste.
Er sagte: „1,1 Milliarden Dollar wirken, als hätte Boeing zehn Dollar bezahlt, um ungeschoren davonzukommen.“
„Das ist kein Schuldeingeständnis – das ist ein Preis für Schweigen über 346 verlorene Leben“, so Singh.