Strategieanpassung nach Investorenkritik
BP wird künftig weniger in erneuerbare Energien investieren und stattdessen die Produktion von Öl und Gas erhöhen. Das Unternehmen reagiert damit auf Druck einiger Investoren, die mit den bisherigen Gewinnen und dem Aktienkurs unzufrieden sind. Die Strategie wird noch heute bekannt gegeben.
Shell und das norwegische Unternehmen Equinor haben bereits ihre Investitionen in erneuerbare Energien reduziert. US-Präsident Donald Trumps “Drill, Baby, Drill”-Rhetorik hat Investitionen in fossile Energien beflügelt und den Rückzug aus klimafreundlichen Projekten verstärkt. Einige Aktionäre und Umweltgruppen kritisieren die zunehmende Fokussierung auf fossile Brennstoffe.
Abkehr von ambitionierten Klimazielen
Vor fünf Jahren setzte sich BP ehrgeizige Klimaziele, darunter eine Reduzierung der Öl- und Gasproduktion um 40 % bis 2030. Gleichzeitig wollte das Unternehmen massiv in erneuerbare Energien investieren. 2023 senkte BP dieses Ziel auf 25 %. Nun wird erwartet, dass das Unternehmen es komplett aufgibt. Die Investitionen in erneuerbare Energien sollen um mehr als die Hälfte gekürzt werden. Vorstandschef Murray Auchincloss bezeichnete dies als “grundlegenden Neustart”.
Im Jahr 2024 sank der Nettogewinn von BP auf 8,9 Milliarden US-Dollar (7,2 Milliarden Pfund), nachdem er im Vorjahr noch 13,8 Milliarden US-Dollar betragen hatte. Auchincloss steht unter Druck, die Gewinne zu steigern. Besonders die einflussreiche Investorengruppe Elliott Management, die einen Anteil von fast vier Milliarden Pfund an BP erworben hat, fordert höhere Investitionen in Öl und Gas.
Seit 2020 haben BP-Aktionäre eine Gesamtrendite von 36 % erhalten, inklusive Dividenden. Im Vergleich dazu erzielten Shell und Exxon Renditen von 82 % beziehungsweise 160 %. Die schwache Performance von BP hat Spekulationen über eine Übernahme oder einen Börsenrückzug aus London zugunsten der USA ausgelöst, wo Energieunternehmen höher bewertet werden.
Widerstand von Investoren und Umweltgruppen
Nicht alle Aktionäre unterstützen diesen Kurswechsel. Eine Gruppe von 48 Investoren forderte BP letzte Woche auf, eine Abstimmung über die Abkehr von den Klimazielen zuzulassen. Ein Sprecher von Royal London Asset Management erklärte: “Als langfristige Investoren erkennen wir BPs frühere Bemühungen an, bleiben aber besorgt über die anhaltende Expansion fossiler Energien.”
Greenpeace UK kündigte massiven Widerstand an. “BP wird nicht nur von Umweltgruppen, sondern auch von eigenen Aktionären Gegenwind erhalten”, sagte Klimaberater Charlie Kronick. Er wies darauf hin, dass Regierungen erneuerbare Energien priorisieren müssten. Angesichts zunehmender Unwetterschäden könnten fossile Profite für Klimaschäden herangezogen werden. “BP sollte seinen Kurs dringend überdenken”, warnte Kronick.
Der Analyst Russ Mould von AJ Bell bezeichnete diesen Moment als eine der bedeutendsten Weichenstellungen für BP in den letzten Jahren. “Andere Energieunternehmen haben ihre Pläne klarer kommuniziert. BP muss beweisen, dass es aktiv handelt und nicht einfach treiben lässt.”
BP hat bereits sein Offshore-Windgeschäft in ein Joint Venture mit dem japanischen Unternehmen Jera überführt. Nun sucht es nach einem Partner für sein Solargeschäft. Die Rückkehr zu Öl und Gas könnte auch den Verkauf weiterer Sparten zur Folge haben, um sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren.
Vor mehr als 20 Jahren wollte BP mit “Beyond Petroleum” sein Image als reiner Ölkonzern hinter sich lassen. Heute könnte die Strategie unter dem Motto “Back to Petroleum” laufen – zum Jubel mancher Investoren und zum Entsetzen anderer.
Sowohl BP als auch Elliott Management lehnten eine Stellungnahme ab.