Carlsen gewinnt zum sechsten Mal in sieben Jahren – trotz Patzer gegen Gukesh
Magnus Carlsen hat das Norway Chess Turnier in Stavanger erneut für sich entschieden – zum sechsten Mal in sieben Jahren. Der Sieg war allerdings knapp: nur ein halber Punkt trennte ihn vom zweitplatzierten Fabiano Caruana. Im Zentrum des Turniers stand Carlsens hitziges Duell gegen den indischen Weltmeister Gukesh Dommaraju, bei dem Carlsen in Frustration auf den Tisch schlug, als ihm eine klar gewonnene Stellung entglitt.
„Ich bedaure die Züge mehr als die Geste“, sagte Carlsen später. Das Armageddon-Format mit Drei-Punkte-Wertung für klassische Siege und Blitzentscheidungen bei Remis brachte Spannung – und Nervenbelastung. Carlsen sprach von „grauenhaften Armageddon-Partien“, verteidigte aber seine Leistung mit einem +2-Ergebnis in den klassischen Partien.
Hikaru Nakamura erfüllte sein Ziel, seinen Ratingvorsprung für die Fide-Kandidatenturnier-Qualifikation 2026 gegenüber Arjun Erigaisi zu sichern. Caruana verpasste den Turniersieg nur knapp.
Anna Muzychuk gewinnt das Frauenturnier – Ju Wenjun bricht am Ende ein
Parallel fand in Stavanger ein gleichwertig dotiertes Frauenturnier statt. Es wurde von der Ukrainerin Anna Muzychuk gewonnen, während die chinesische Weltmeisterin Ju Wenjun, die lange geführt hatte, auf Platz vier zurückfiel. Der entscheidende Moment kam in Runde neun: Ju patzte in ausgeglichener Stellung, woraufhin Muzychuk im Endspiel souverän gewann.
Anna und ihre Schwester Mariya Muzychuk, beide unter den weltbesten Spielerinnen, sind nach den Polgar-Schwestern das stärkste Schwestern-Duo im Schach. Anna führt im Blitz 2:0 gegen Mariya – ihre klassischen Partien endeten allesamt remis.
Zukunft im Frauenschach: Hoffnungsträgerin Alice Lee
Während junge indische Männer das Weltschach dominieren, fehlt eine weibliche Entsprechung. Hoffnung weckt die US-Initiative um den Jeanne Cairns Sinquefield Preis: Bis zu fünf US-Spielerinnen erhalten je 100.000 $, wenn sie binnen fünf Jahren den GM-Titel erreichen. Die 15-jährige Alice Lee gilt als vielversprechendste Kandidatin – sie startete mit einem Sieg im Cairns Cup in St. Louis.
Mit ihrem Vorstoß will die US-Schachförderung gezielt weibliche Nachwuchstalente fördern – ein möglicher Wendepunkt in der Entwicklung des Frauenschachs auf höchstem Niveau.