Nur 9,5 % der Biodiversitäts-Hotspots liegen in Schutzgebieten
Die unterirdischen Pilznetzwerke der Erde, die für das Funktionieren ganzer Ökosysteme entscheidend sind, benötigen dringend politischen Schutz. Zu diesem Schluss kommt die Society for the Protection of Underground Networks (Spun) in einer neuen Studie.
Erstmals wurde eine hochauflösende Weltkarte der Biodiversität von Mykorrhiza-Pilzen erstellt – also jener Pilze, die in Symbiose mit Pflanzenwurzeln leben. Die Forschungsergebnisse wurden im Fachjournal Nature veröffentlicht. Demnach befinden sich 90 % der artenreichsten Mykorrhiza-Ökosysteme außerhalb bestehender Schutzgebiete.
Geht dieser Lebensraum verloren, könnte das weitreichende Folgen haben: von reduziertem CO₂-Abbau über sinkende landwirtschaftliche Erträge bis hin zu einer geringeren Widerstandsfähigkeit gegenüber Klimaextremen.
„Diese Pilznetzwerke bleiben meist unbeachtet, obwohl sie das Leben an Land überhaupt erst ermöglichen“, sagte Dr. Toby Kiers, Direktorin von Spun. „Sie speichern Kohlenstoff, unterstützen Pflanzen, fördern die Bodenbildung – stören wir sie, leidet das gesamte Ökosystem.“
Weltweite Kartierung und dringender Handlungsbedarf
Mykorrhiza-Pilze sind entscheidend für das Klimaregulationssystem der Erde. Sie helfen Pflanzen bei der Nährstoffaufnahme und speichern jährlich mehr als 13 Milliarden Tonnen CO₂ in Böden – rund ein Drittel der globalen Emissionen aus fossilen Brennstoffen.
Für die Studie wurden mithilfe von maschinellem Lernen Daten von über 2,8 Milliarden Pilzproben aus 130 Ländern ausgewertet. Daraus konnte die Biodiversität auf einer Fläche von 1 km² weltweit modelliert werden. Besonders hohe Vielfalt zeigte sich unter anderem an der Küste Ghanas – ein Gebiet, das durch Küstenerosion akut gefährdet ist.
Lediglich 9,5 % der Pilz-Hotspots liegen derzeit in geschützten Gebieten – ein erheblicher Mangel, wie die Forschenden betonen. Das Team von Spun arbeitet mit über 400 Wissenschaftler:innen und Forscher:innen aus 79 Ländern zusammen und untersucht schwer zugängliche Gebiete in Ländern wie Bhutan, Pakistan oder der Mongolei.
Rechtlich und politisch seien unterirdische Pilzsysteme bislang fast unsichtbar, sagte César Rodríguez-Garavito von der juristischen Fakultät der NYU. Dabei könnten sie, wie Dr. Rebecca Shaw vom WWF betonte, direkt zur Lösung zentraler globaler Herausforderungen beitragen: Klimawandel, Artensterben und Ernährungssicherheit.