In Tirol gibt es noch immer keine einzige Windkraftanlage – trotz bestehender Landesförderung in Höhe von 100.000 Euro für das erste errichtete Windrad. Während das Potenzial der Windkraft im Bundesland auf 800 bis 1.200 Gigawattstunden pro Jahr geschätzt wird (rund fünf Prozent des Tiroler Energiebedarfs), stoßen konkrete Projekte wie jenes in Schönberg im Stubaital auf Kritik.
Schönberg im Fokus – aber Bürgerdialog steht noch aus
Auf dem Gleinser Rücken, einem beliebten Naherholungsgebiet in Schönberg, möchte die Agrargemeinschaft Windräder errichten. Eine einjährige Windmessung, mit 40.000 Euro Landesmitteln gefördert, habe laut Bürgermeister Hermann Steixner ein positives Ergebnis geliefert. Noch steht ein Vogelzug-Gutachten des Landes aus. Danach könne man über nächste Schritte wie Zufahrtswege und Anlagengröße entscheiden. Steixner betont, auch die Bedenken der Bevölkerung ernst zu nehmen.
Kritische Stimmen: Alpenverein lehnt Windkraft im Gebirge strikt ab
Der Österreichische Alpenverein (ÖAV) zählt zu den deutlichsten Kritikern des Projekts. Laut Raumplanerin Liliana Dagostin spricht sich der Verein in einem bundesweiten Positionspapier gegen Windkraftanlagen oberhalb der Waldgrenze aus. Die Region um Hirschlacken und die Eulenwiesen sei sensibel und daher ungeeignet. Besonders kritisiert werden auch die geplante Höhe der Windräder (130 Meter) und die nötigen massiven Fundamente auf Moorböden.
Landespolitik: Transparenz gefordert
Während sechs weitere potenzielle Windstandorte aktuell geheim bleiben – angeblich aus Datenschutz- und Wettbewerbsgründen –, fordert Gebi Mair (Grüne) mehr Offenheit. Er verweist auf die bereits ausgeschütteten Fördergelder von rund 250.000 Euro für Windmessungen und betont, dass die Energiewende nur mit Beteiligung der Bevölkerung gelingen könne.
Nächste Etappe: Diskussion mit der Bevölkerung
Die öffentliche Debatte beginnt nun offiziell: Am 26. Juni lädt die Gemeinde Schönberg zu einem Diskussionsabend ein. Ob der geplante Windpark letztlich umgesetzt wird, hängt nicht nur von Gutachten und Förderungen ab, sondern auch vom Willen der Bevölkerung und der Akzeptanz für den Eingriff in die alpine Landschaft.