Am Freitagmorgen griffen 400 Polizistinnen und Polizisten in sieben Bundesländern zu. Sie verhafteten 15 Personen, darunter 12 Männer und drei Frauen.
Die Festnahmen erfolgten in allen Bundesländern außer Kärnten und Vorarlberg. Der jüngste Tatverdächtige ist 14, der älteste 26 Jahre alt.
Die Gruppe soll laut Ermittlern aus Hass gegen homosexuelle Menschen gehandelt haben und war offenbar unter dem Vorwand der “Selbstjustiz” aktiv.
Sie sollen sich online vernetzt, falsche Identitäten angelegt und ihre Opfer gezielt in abgelegene Gegenden gelockt haben. Dort verprügelten, erniedrigten und beraubten sie die Betroffenen.
In einem Fall ermittelt die Polizei sogar wegen versuchten Mordes.
Täter inszenierten Gewalt für Kamera – Ermittler sprechen von Hassverbrechen
Die Polizei identifizierte bisher 17 männliche Opfer. Die Täter filmten die Übergriffe mit Handys und zwangen Betroffene sogar zum Tanzen vor laufender Kamera.
Laut Michael Lohnegger, Leiter des Landeskriminalamts Steiermark, wurden die Täter mit jeder Tat brutaler.
Die Verdächtigen gehörten zu einer selbsternannten “Pädo-Hunter-Gruppe“, die vorgab, Pädophile zu jagen. Die Polizei stellt jedoch klar: Die Opfer waren keine Pädophilen.
„Es geht hier nicht um Aufklärung, sondern um gezielte Erniedrigung aus Hass“, betonte Lohnegger deutlich.
Die Gruppe nutzte soziale Netzwerke, um mit Fake-Accounts potenzielle Opfer anzulocken, die dann von vier bis acht maskierten Personen angegriffen und misshandelt wurden.
Hinweise auf rechtsextremen Hintergrund – Ermittlungen laufen weiter
Bei 23 Hausdurchsuchungen fand die Polizei Waffen, Drogen und NS-Propagandamaterial, das unter das Verbotsgesetz fällt.
Die Ermittler prüfen derzeit, ob Verbindungen zur rechtsextremen Szene, etwa zur Identitären Bewegung, bestehen. Eine Bestätigung oder ein Dementi dazu gab es zunächst nicht.
Die Aktion trägt den Namen “AG Venator” und wurde nach zwei Raubüberfällen im Mai und Juli 2024 ins Leben gerufen.
Diese Überfälle ereigneten sich im Bezirk Graz-Umgebung. Dort stießen die Ermittler auf erste Hinweise auf die Misshandlungen.
Die Staatsanwaltschaft Graz leitet die Ermittlungen. Unter den 15 Festgenommenen befinden sich 11 österreichische Staatsbürger, die sich über Online-Foren und Chats organisiert haben.
Lohnegger vermutet, dass weit mehr Opfer existieren, und ruft potenziell Betroffene auf, sich zu melden: „Wir gehen von einer deutlich höheren Dunkelziffer aus.“