Herzinfarkte verlieren an Schrecken – medizinische Entwicklungen zeigen Wirkung
Herz-Kreislauf-Erkrankungen zählen weltweit weiterhin zu den führenden Todesursachen. Doch eine neue Studie zeigt: In den USA sank die Sterberate bei Erwachsenen über 25 Jahren in den letzten 50 Jahren um 66 Prozent. Besonders deutlich: Die Zahl der Todesfälle durch Herzinfarkte ging um fast 90 Prozent zurück.
„Unser medizinisches Verständnis von Herzkrankheiten hat sich erheblich verbessert“, sagte Dr. Sara King, Assistenzärztin an der Stanford University School of Medicine.
„Wir können akute Herzereignisse heute oft erfolgreich behandeln – was früher ein Todesurteil war, ist überlebbar geworden“, erklärte King.
Neue Herzerkrankungen nehmen drastisch zu
Trotz der Erfolge bei der Bekämpfung von Herzinfarkten zeigt die Studie eine alarmierende Entwicklung. Andere Herzerkrankungen – insbesondere Herzinsuffizienz, Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen – verursachten 81 Prozent mehr Todesfälle als früher. Die Daten stammen aus dem Journal der Amerikanischen Herzgesellschaft.
„An einem Herzinfarkt stirbt man heute seltener, aber viele Betroffene bleiben schwer krank“, sagte Dr. Andrew Freeman, Leiter der kardiovaskulären Prävention in Denver.
„Häufig entsteht nach einem Infarkt eine Herzschwäche. Das Herz kann dann nicht mehr genug Blut pumpen. Atemnot, eingeschränkte Belastbarkeit und zahlreiche Medikamente bestimmen das Leben der Patienten“, so Freeman. „Es geht nicht nur ums Überleben, sondern um ein gutes Leben danach.“
Bewegungsmangel, Übergewicht und Alter treiben neue Risiken an
Die Studie analysierte Todesursachen von 1970 bis 2022. Damals gingen 54 Prozent aller herzbedingten Todesfälle auf Herzinfarkte zurück – 2022 waren es nur noch 29 Prozent.
Andere Ursachen nahmen massiv zu: Todesfälle durch Herzrhythmusstörungen stiegen um 450 Prozent, sie machen inzwischen vier Prozent aller Herzkrankheitsfälle aus. Die Zahl der Todesfälle durch Herzschwäche stieg um 146 Prozent, durch Bluthochdruck um 106 Prozent.
Die Forscher sehen die Gründe im Lebensstil. Adipositas, Typ-2-Diabetes, ungesunde Ernährung, mangelnde Bewegung und hoher Blutdruck haben deutlich zugenommen. Die Zahl fettleibiger Menschen stieg von 15 Prozent (1970) auf 40 Prozent (2022). Nahezu jeder zweite Erwachsene leidet an Diabetes oder Prädiabetes. Der Anteil von Menschen mit Bluthochdruck stieg von 30 auf 50 Prozent.
Zusätzlich erreicht die Babyboomer-Generation ein Alter, in dem Herzerkrankungen vermehrt auftreten.
„Diese Entwicklungen führen zu einer zunehmenden Belastung durch chronische Herzerkrankungen“, sagte Dr. Latha Palaniappan, Professorin für Kardiologie an der Stanford University.
„Herzkrankheiten verschwinden nicht einfach“, betonte Palaniappan. „Wir müssen gezielt vorbeugen – und zwar ab dem Kindesalter.“