Jeder wird zum Chef über künstliche Intelligenz
Microsoft prognostiziert eine Arbeitswelt, in der Menschen nicht mehr nur Kollegen managen, sondern auch eigenständige KI-Agenten. Laut dem Unternehmen soll künftig jeder Beschäftigte eine Art Chefrolle einnehmen – gegenüber künstlichen Mitarbeitern.
Im Zentrum dieser Vision steht der Aufstieg sogenannter „Frontier-Unternehmen“. Diese Firmen sollen auf der Nutzung von autonomen KI-Agenten basieren, die Aufgaben eigenständig erledigen. Jared Spataro, Manager bei Microsoft, erklärt, dass Arbeitnehmer lernen müssten, wie Gründer ihre eigenen Agenten-Start-ups zu führen.
Microsoft rechnet damit, dass innerhalb der nächsten fünf Jahre die meisten Unternehmen diesen Wandel vollziehen. Aufgaben wie Verkaufsanalysen oder Finanzprognosen sollen künftig durch „On-Demand-Intelligenz“ in Echtzeit erledigt werden. Diese neue Struktur soll Unternehmen schneller wachsen lassen und ihre Agilität steigern.
In drei Schritten zum KI-gestützten Unternehmen
Vom persönlichen Assistenten zum autonomen Agenten
Microsoft beschreibt den Wandel hin zu KI-geführten Arbeitsmodellen in drei Phasen. Zunächst erhält jeder Beschäftigte einen persönlichen KI-Assistenten. Danach integrieren sich KI-Agenten als digitale Teamkollegen, die eigenständig Aufgaben übernehmen.
Am Ende dirigieren menschliche Führungskräfte ihre Agenten durch komplette Geschäftsprozesse und überprüfen die Ergebnisse nur noch punktuell. Microsoft vergleicht diese Entwicklung mit der Transformation im Bereich der Softwareentwicklung, wo KI von unterstützender Hilfe zur vollständigen Aufgabenerledigung übergegangen ist.
Beispielsweise könnten in der Logistik KI-Agenten alle organisatorischen Aufgaben übernehmen. Menschen würden sich künftig auf strategische Entscheidungen und die Pflege von Lieferantenbeziehungen konzentrieren.
KI als Jobkiller? Experten warnen vor sozialen Folgen
Produktivität steigt, aber Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel
Während Microsoft die Vorteile höherer Effizienz und wegfallender Routinetätigkeiten betont, warnen Fachleute vor erheblichen Risiken. Der Internationale AI-Sicherheitsbericht weist darauf hin, dass hochentwickelte Agenten viele bestehende Jobs überflüssig machen könnten.
Laut Internationalem Währungsfonds sind rund 60 % aller Jobs in Industrieländern von KI betroffen. Davon könnten etwa die Hälfte negativ beeinflusst werden.
In Großbritannien rechnet das Tony Blair Institute mit bis zu drei Millionen gefährdeten Jobs im Privatsektor. Trotz neuer Beschäftigungsmöglichkeiten werden Nettoverluste im Bereich mehrerer Hunderttausend erwartet.
Dr. Andrew Rogoyski von der University of Surrey mahnt, Unternehmen könnten in der Effizienzjagd menschliches Wissen verlieren. Innovation, Kundenbindung und langfristige Stabilität stünden damit auf dem Spiel.