Gezielte Bekämpfung von Infektionen mit winzigen Helfern
Chinesische und Hongkonger Forscher haben eine bahnbrechende Methode zur Behandlung hartnäckiger Nasennebenhöhlenentzündungen entwickelt: Schwärme winziger Roboter – kleiner als ein Staubkorn – sollen direkt im Körper Infektionen bekämpfen und anschließend über die Nase ausgeschieden werden. Die Mikroroboter, dünner als ein menschliches Haar, wurden erfolgreich in Tierversuchen eingesetzt. Über einen Katheter gelangen sie in die Nasennebenhöhlen, wo sie mithilfe eines Magnetfelds präzise gesteuert werden. Durch Licht und Wärme entfalten sie ihre antibakterielle Wirkung – ganz ohne klassische Medikamente.
Zielgerichtete Therapie als Zukunftsmodell
Das Verfahren setzt auf Kupfer-dotierte Magnetpartikel, die durch optische Fasern zusätzlich erhitzt werden. Diese Kombination erlaubt es den Mikrorobotern, selbst zähen Schleim zu durchdringen und krankmachende Bakterien gezielt zu zerstören. Erste Versuche an Schweinen und Kaninchen verliefen laut der in Science Robotics veröffentlichten Studie erfolgreich – ohne erkennbare Gewebeschäden. Künftig könnten ähnliche Therapien auch bei Infektionen der Blase, des Darms oder der Atemwege zum Einsatz kommen. Die Vorteile liegen laut Forschern in der präzisen, medikamentenfreien Behandlung mit minimalem Risiko für Resistenzen.
Herausforderungen: Rückstände und Akzeptanz
Trotz vielversprechender Ergebnisse sehen Experten Herausforderungen. So besteht das Risiko, dass winzige Roboter im Körper zurückbleiben könnten – mit noch unbekannten Langzeitfolgen. Zudem könnten Ängste oder Verschwörungstheorien rund um “Roboter im Körper” die gesellschaftliche Akzeptanz bremsen. Dennoch zeigt sich Prof. Sylvain Martel von der Polytechnique Montréal optimistisch: Die gezielte Wirksamkeit und der Nutzen würden sich durchsetzen. Auch Dr. Andrea Soltoggio von der Loughborough University betont: “Diese Roboter sind einfache, hochspezialisierte Werkzeuge – oft präziser als viele Medikamente.”
Zulassung und Markteinführung dauern noch
Bevor die Technologie beim Menschen eingesetzt werden kann, sind klinische Studien und regulatorische Genehmigungen nötig. Experten rechnen mit einer breiten Anwendung frühestens in drei bis zehn Jahren. Bis dahin bleibt das Konzept ein vielversprechender Ausblick auf die Zukunft personalisierter, minimalinvasiver Medizin.