Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) hat Ermittlungen gegen einen renommierten Wiener Gynäkologen eingeleitet, dem seit Jahren fragwürdige Verschreibungspraktiken, übergriffiges Verhalten und das Bloßstellen von Patientinnen im Internet vorgeworfen werden. Erste Beschwerden reichen bis in die Zeit der Wiener Gesundheitskasse vor zwölf Jahren zurück, doch bislang blieben disziplinarische Konsequenzen aus. Nun will die ÖGK gemeinsam mit der Ärztekammer prüfen, ob der Arzt weiterhin vertragsärztliche Leistungen erbringen darf.
Gleichzeitig wird überprüft, ob der Mediziner erbrachte Leistungen der ÖGK gegenüber doppelt – einmal über die Kasse, einmal privat – abgerechnet hat. ÖGK-Obmann Andreas Huss betonte im Ö1-Mittagsjournal, im Falle nachgewiesenen Betrugs könne die Kasse den Vertrag einseitig auflösen, bevorzugt werde jedoch eine gemeinsame Entscheidung mit der Ärztekammer.
Das Gesundheitsministerium hat unterdessen die Disziplinarakten des Arztes angefordert und will sie auf Versäumnisse hin untersuchen. Künftig soll mehr Transparenz in Disziplinarverfahren herrschen und der Beschwerdeweg für Patientinnen und Patienten erleichtert werden – etwa durch eine zentrale Meldestelle für alle Beschwerden über Missstände im Gesundheitswesen.