Der US-amerikanische Technologiekonzern Qualcomm übernimmt den britisch-kanadischen Chipentwickler Alphawave. Die Übernahme erfolgt für rund 2,4 Milliarden Dollar in bar. Damit verliert der Finanzplatz London erneut ein wachstumsstarkes Technologieunternehmen. Alphawave hat sich auf die Entwicklung von Halbleitertechnologien für Rechenzentren und KI-Anwendungen spezialisiert. Qualcomm möchte sich mit dem Zukauf unabhängiger vom Smartphone-Markt aufstellen. Die Unternehmen gaben bekannt, dass sie mit dem Abschluss der Transaktion im ersten Quartal 2026 rechnen. Voraussetzung sind die Zustimmung der Aufsichtsbehörden und der Aktionäre. Der Vorstand von Alphawave unterstützt das Vorhaben einstimmig.
Am Montag stieg der Aktienkurs von Alphawave um etwa 23 %. Qualcomm bietet 183 Pence je Aktie, was einem Aufpreis von 96 % gegenüber dem Schlusskurs vom 31. März entspricht – dem Tag vor der Bekanntgabe der Übernahmegespräche. Trotz des deutlichen Aufschlags liegt die Bewertung weit unter dem Niveau beim Börsengang 2021. Damals lag der Ausgabepreis bei 410 Pence je Aktie. Der Marktwert betrug damals 3,1 Milliarden Pfund. Seitdem notierte das Papier deutlich darunter.
Alphawave sieht strategischen Vorteil – Qualcomm setzt auf Wachstum außerhalb von Smartphones
Tony Pialis, CEO von Alphawave, begrüßt die Übernahme durch den US-Rivalen. Er bezeichnet den Zusammenschluss als bedeutenden Schritt für das Unternehmen. Die Bündelung von Ressourcen und Fachwissen ermögliche es, die Produktpalette zu erweitern, neue Kunden zu gewinnen und technologische Kompetenzen auszubauen.
Auch Qualcomm-CEO Cristiano Amon äußerte sich zum geplanten Zusammenschluss. Die Teams beider Unternehmen verfolgten gemeinsame Ziele. Zusammen wolle man fortschrittliche Technologien entwickeln und die Leistung vernetzter Rechensysteme verbessern – vor allem in Bereichen mit hohem Wachstumspotenzial wie Rechenzentren.
Bedeutender Standortverlust für London – Trend zur US-Börse verstärkt sich
Die Übernahme reiht sich in eine Reihe prominenter Abgänge von der Londoner Börse ein. Zuletzt kündigten auch andere britische Technologiefirmen Wechsel in die USA an oder wurden von US-Unternehmen übernommen. Der Essenslieferdienst Deliveroo und das KI- und Sicherheitsunternehmen Darktrace schlossen bereits entsprechende Übernahmevereinbarungen. Auch das Fintech Wise plant, seine Hauptnotierung in die Vereinigten Staaten zu verlegen.
Marktbeobachter sehen in diesen Entwicklungen ein Signal für die sinkende Attraktivität des Londoner Börsenplatzes, insbesondere für technologiegetriebene Unternehmen mit internationaler Ausrichtung. Die Zustimmung von 75 % der Alphawave-Aktionäre ist erforderlich, damit die Übernahme abgeschlossen werden kann.