Ein sowjetisches Raumfahrzeug aus den 1970er-Jahren, das ursprünglich für eine Venus-Mission vorgesehen war, wird voraussichtlich in der kommenden Woche unkontrolliert in die Erdatmosphäre eintreten. Die Raumsonde Kosmos 482, die rund 500 Kilogramm wiegt, konnte aufgrund eines Raketenfehlers nie den Erdorbit verlassen. Seitdem kreist sie in einer stark elliptischen Umlaufbahn und verliert dabei stetig an Höhe. Der niederländische Weltraumexperte Marco Langbroek geht davon aus, dass der Wiedereintritt um den 10. Mai herum erfolgen wird – mit einer potenziellen Einschlaggeschwindigkeit von 242 km/h.
Risiken gering, aber nicht auszuschließen
Laut Langbroek besteht kein Grund zur Panik, obwohl die Sonde ein beträchtliches Gewicht besitzt. Das Risiko sei mit jenem eines Meteoritenabsturzes vergleichbar – solche Ereignisse passieren mehrmals jährlich. Dennoch könne ein Einschlag nicht vollständig ausgeschlossen werden. Besonders problematisch: Die Landekapsel der Sonde, ein etwa ein Meter großer Metallkörper, wurde einst so konzipiert, dass sie den dichten, heißen Atmosphärenschichten der Venus standhält. Damit bestehen reale Chancen, dass sie auch den Eintritt in die Erdatmosphäre übersteht.
Der Hitzeschild, der ursprünglich vor der extremen Reibung bei der Venus-Landung schützen sollte, könnte auch beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre funktionieren. Sollte er jedoch beschädigt sein, wäre ein vollständiges Verglühen der Sonde im Flug möglich – ein Szenario, das auch Jonathan McDowell vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics bevorzugen würde.
Ungewisse Flugbahn, wahrscheinlich über Ozeanen
Kosmos 482 könnte theoretisch überall zwischen 51,7 Grad nördlicher und südlicher Breite niedergehen – also von London bis Kap Hoorn. Doch da der Großteil der Erdoberfläche aus Wasser besteht, sei es laut Langbroek wahrscheinlich, dass die Sonde im Meer landet.
Die Sonde ist eines von mehreren Raumfahrzeugen, die seit Jahrzehnten im Orbit kreisen. Bereits in den Jahren zuvor gab es ähnliche Fälle unkontrollierter Wiedereintrittsereignisse: So kehrte 2022 eine chinesische Trägerrakete unkontrolliert zurück, und 2018 trat die chinesische Raumstation Tiangong-1 über dem Pazifik wieder in die Atmosphäre ein.
Die kommenden Tage werden zeigen, wie Kosmos 482 auf seiner letzten Reise endet – verglühend in der Atmosphäre oder als Trümmerteil auf der Erde.