Schlechter Schlaf schwächt das Gehirn frühzeitig
Eine aktuelle Studie belegt: Wer zu wenig Tief- und REM-Schlaf hat, riskiert frühzeitige Hirnveränderungen, die mit Alzheimer verbunden sind. Besonders betroffen ist der inferior-parietale Kortex, eine Region, die für die Verarbeitung von Sinneseindrücken und räumlichem Denken zuständig ist.
Gawon Cho, Postdoktorandin an der Yale School of Medicine, erklärt, dass diese Region bei Schlafmangel sichtbar schrumpft. Sie gehört zu den ersten Bereichen, die bei beginnender Demenz degenerieren.
Dr. Richard Issacson, ein führender Alzheimer-Experte und Forschungsleiter am Institute for Neurodegenerative Diseases in Florida, bestätigt diese Erkenntnisse. Seine Arbeit mit Risikopatienten zeigt, dass die Tiefe und Qualität des Schlafs mit der geistigen Leistungsfähigkeit und dem Hirnvolumen zusammenhängt.
Tiefschlaf reinigt, REM-Schlaf stabilisiert
Im Tiefschlaf beseitigt das Gehirn Giftstoffe und regeneriert Zellen. In der REM-Phase werden Gefühle verarbeitet, Erinnerungen gefestigt und neues Wissen aufgenommen. Beide Phasen sind für ein gesundes Gehirn unverzichtbar.
Gesunde Erwachsene sollten pro Nacht etwa sieben bis acht Stunden schlafen, Jugendliche und Kinder deutlich mehr. Dennoch schläft laut US-Gesundheitsbehörde mehr als ein Drittel der erwachsenen Bevölkerung zu wenig.
Fachleute empfehlen, dass jeweils etwa 20 bis 25 Prozent des Schlafs auf Tief- und REM-Schlaf entfallen. Während Babys sogar rund 50 Prozent ihrer Schlafzeit in REM verbringen, nehmen diese Anteile mit zunehmendem Alter ab – was das Alzheimer-Risiko erhöhen kann, so Cho.
Besser schlafen – länger leben
Tiefschlaf tritt kurz nach dem Einschlafen auf, REM-Schlaf dominiert den Morgen. Wer spät ins Bett geht und früh aufsteht, verliert wertvolle Schlafzeit. „Je länger der ungestörte Schlaf, desto mehr Erholung für das Gehirn“, erklärt Issacson.
Laut einer Studie von Februar 2023 kann erholsamer Schlaf die Lebenserwartung deutlich erhöhen: Männer leben dadurch fast fünf Jahre länger, Frauen etwa 2,5 Jahre. Voraussetzung ist, dass man nicht öfter als zweimal pro Woche schlecht schläft oder nachts aufwacht, keine Schlafmittel nutzt und sich an mindestens fünf Tagen pro Woche morgens ausgeruht fühlt.
Gute Schlafhygiene lässt sich lernen: Gehen Sie regelmäßig zur selben Zeit ins Bett und stehen Sie zur gleichen Zeit auf – auch am Wochenende. Sorgen Sie für eine kühle, ruhige und dunkle Umgebung. Klanggeräte können störende Geräusche ausblenden. Alkohol vor dem Schlafen stört den natürlichen Rhythmus, weil er mitten in der Nacht durch den Abbauprozess den Körper aufweckt.
Mindestens eine Stunde vor dem Schlafengehen sollten Sie auf Bildschirme verzichten. Stattdessen helfen entspannende Abendroutinen – warme Bäder, Meditation, Atemübungen, Yoga oder Tai-Chi – den Körper und Geist auf Ruhe vorzubereiten.
„Menschen können ihre Schlafqualität selbst beeinflussen“, sagt Cho. „Es gibt kein Wundermittel – nur gesunde Gewohnheiten verbessern den Schlaf langfristig.“