Jahrzehnte der Stagnation beendet
St. Pölten hat nach Jahrzehnten des Stillstands erstmals die Marke von 60.000 Hauptwohnsitzern überschritten. Lange stagnierten die Einwohnerzahlen trotz der Erhebung zur Landeshauptstadt im Jahr 1986. Die erhofften Wachstumsschübe blieben zunächst aus, zeitweise sank die Bevölkerung sogar.
Glanzstoff-Schließung und Westbahn als Wendepunkte
Erst die Schließung der Glanzstoff-Fabrik 2008, die den unangenehmen Geruch in der Stadt beendete, sowie die Eröffnung der schnellen Westbahnstrecke sorgten für einen deutlichen Zuzug. Vor allem ehemalige Wienerinnen und Wiener sowie Menschen aus der Umgebung ziehen nach St. Pölten, bestätigt Christoph Schwarz, Leiter der Abteilung Zukunftsentwicklung der Stadt.
Vorbeugende Wohnraumschaffung bremst Preisanstieg
Bürgermeister Matthias Stadler (SPÖ) betont, dass rechtzeitige Schaffung von Wohnraum eine Preisexplosion wie in westlichen Städten oder im Wiener Speckgürtel verhindert habe. Zwar stiegen auch in St. Pölten die Preise, jedoch weniger stark als anderswo, da ausreichend Wohnungen verfügbar waren.
Große Fläche als Standortvorteil
St. Pölten bietet mit seiner großen Fläche Potenzial für Entwicklung. Flächenmäßig ist die Stadt größer als Linz und sogar Barcelona, so Schwarz. Die Stadt kauft gezielt Grundstücke, entwickelt Gewerbegebiete und schafft Flächen für Wohnraum.
Gleichzeitig setzt die Stadt auf Verdichtung in der Innenstadt, mit Sanierungen und Neubauten, unterstützt durch eigene Förderprogramme für Bauträger und künftige Bewohnerinnen und Bewohner.
Wachstum trotz gedämpfter Bautätigkeit
Die Strategien zeigen Wirkung: Mit Amelie Woelki, Fußballerin beim SKN St. Pölten, meldete sich kürzlich die 60.000. Hauptwohnsitzerin an. Zählt man Nebenwohnsitzer hinzu, erreicht St. Pölten inzwischen fast 67.000 Einwohner, mit einem jährlichen Zuwachs von 600 bis 700 Personen.
Trotzdem ist die Bautätigkeit zuletzt gesunken: Nach einem Rekord von über 1.000 neuen Wohneinheiten 2023 waren es im Vorjahr nur 356, heuer dürften es noch weniger werden. Die Stadt hofft nun auf eine Erholung der Baukonjunktur, da die Nachfrage nach Wohnraum weiter hoch bleibt. Neue Wohnungen werden zu 82 Prozent sofort bezogen, nach einem Jahr liegt die Bezugsquote bei 96 Prozent.
Imagewechsel erfolgreich
St. Pölten hat mit dem Bevölkerungswachstum und der gezielten Stadtentwicklung sein verstaubtes Image endgültig abgelegt und sich als attraktive, wachsende Landeshauptstadt etabliert.