Windenergie als Pfeiler der Energiewende
Die Schweiz will bis 2050 klimaneutral werden. Windkraft soll dabei eine wichtige Rolle spielen. Zusammen mit Wasser- und Sonnenkraft soll sie fossile Energien ersetzen. Aktuell macht Wind weniger als ein Prozent des Strommixes aus. Bis 2030 soll der Anteil auf vier Prozent steigen. Doch der Ausbau verläuft schleppend. Der Widerstand aus der Bevölkerung bremst viele Projekte.
Gigantische Windräder schüren Ängste
Viele Menschen lehnen Windanlagen ab – vor allem wegen ihrer Grösse. Elias Vogt vom Verein für Naturschutz und Demokratie sieht darin ein zentrales Problem. „Bis zu 280 Meter hoch – das überfordert viele“, sagt er. Diese Dimensionen seien für die Schweiz ungewohnt. Die geplanten Windräder rufen starke Emotionen hervor. Vogts Verein fordert deshalb mehr demokratische Kontrolle. Zwei Initiativen sollen mehr Mitbestimmung sichern. Die erste verlangt Abstimmungen auch in Nachbargemeinden. Die zweite will Rodungen im Wald verbieten.
Geld als Argument: Beteiligung schafft Nähe
An der Universität St. Gallen erforscht Rolf Wüstenhagen die Ursachen für Zustimmung oder Ablehnung. Seine Studien zeigen: Wer mitverdient, sagt eher Ja. Bei der Wasserkraft funktioniert das über den Wasserzins. Gemeinden erhalten dort eine Entschädigung. Ein ähnliches Modell testet Wüstenhagen nun mit Windaktien. In der Ostschweiz können Anwohner Miteigentümer von Windanlagen werden. Sie tragen das Risiko – profitieren aber auch vom Gewinn. Das Bundesamt für Energie unterstützt das Projekt.
Deutsche Modelle zeigen: Beteiligung wirkt
Wüstenhagen schaut auch über die Grenze. In Deutschland wurden viele Windparks mit lokaler Beteiligung realisiert. Die Akzeptanz ist dort spürbar höher. „Man sieht viele funktionierende Beispiele“, sagt der Forscher. Besonders im Norden konnten Windprojekte überzeugen, weil sie nicht von anonymen Konzernen kamen. Die Menschen vor Ort hatten Einfluss und ein finanzielles Interesse. Das verändert die Haltung.
Keine Patentlösung, aber Teil des Wegs
Wüstenhagen warnt vor zu hohen Erwartungen. „Ein Windzins oder eine Aktie löst nicht alle Probleme“, sagt er. Doch solche Instrumente könnten helfen, Brücken zu bauen. Entscheidend sei ein Gesamtpaket aus Beteiligung, Transparenz und regionaler Verantwortung. Auch die Gewöhnung spiele eine Rolle. In Gemeinden mit bestehenden Anlagen sei der Widerstand oft geringer. Die Schweizer Windkraft braucht Akzeptanz, damit sie zur Energiewende beitragen kann. Und genau darum ringen Forscher, Politik und Gesellschaft jetzt.