Trump greift Powell frontal an
Donald Trump hat am Donnerstag eine sofortige Zinssenkung um 2,5 Prozentpunkte von der US-Notenbank gefordert. Diese ungewöhnlich hohe Senkung würde zehn typischen Zinsschritten entsprechen. Obwohl Trump Jerome Powell im Jahr 2017 selbst zum Chef der Federal Reserve ernannte, attackierte er ihn erneut scharf und öffentlich.
Auf Truth Social schrieb Trump: „‚Zu Spät‘ Jerome Powell kostet unser Land Hunderte Milliarden Dollar.“ Er beschimpfte Powell als „einen der dümmsten und zerstörerischsten Menschen in der Regierung“ und erklärte, der gesamte Notenbankrat mache sich mitschuldig. „‚ZU SPÄT‘ ist eine amerikanische Schande!“, wetterte Trump weiter.
Zentralbank bleibt vorsichtig
Am Mittwoch hatte die Notenbank erklärt, den Leitzins zwischen 4,25 und 4,5 Prozent zu belassen. Die Wirtschaft bleibe stabil, hieß es, aber der Inflationsverlauf sei unklar – auch wegen der hohen Importzölle, die Trump einst verhängt hatte. Jerome Powell antwortete nicht direkt auf Trumps Vorwürfe. Er betonte stattdessen die Verantwortung der Fed, Preisstabilität und Beschäftigungswachstum zu sichern.
„Das ist aus unserer Sicht eindeutig“, sagte Powell. „Wir wollen eine starke Wirtschaft mit niedrigem Preisauftrieb und solider Beschäftigung. Unsere derzeitige Zinspolitik ist gut geeignet, dieses Ziel zu erreichen.“
Trump beruft sich auf Europa und kritisiert weiter
Trump zeigte sich weiterhin unzufrieden und verwies auf Europa. Dort habe es angeblich zehn Zinssenkungen gegeben – tatsächlich waren es acht. „Wir sollten 2,5 Punkte tiefer liegen und Milliarden bei Bidens kurzfristigen Schulden sparen“, schrieb er. Die aktuelle Inflationsrate in den USA rechtfertige aus seiner Sicht sofortige Schritte.
Powell sieht das anders. Er warnte vor steigenden Preisen im Sommer. Viele Waren in den Regalen stammten noch aus Zeiten vor der Einführung neuer Zölle. Doch bald würden teurere Produkte verkauft, deren Preise durch Importabgaben belastet seien. „Die Güterpreise ziehen leicht an“, sagte er. „Wir erwarten mehr davon im Verlauf des Sommers. Es dauert, bis Zölle am Ende beim Konsumenten ankommen.“
Er fügte hinzu, dass viele Unternehmen diese Kosten an Verbraucher weiterreichen wollten. Die Auswirkungen seien jedoch schwer kalkulierbar. „Größe, Dauer und Wirkung der Zölle sind noch nicht absehbar“, so Powell. „Deshalb halten wir unsere derzeitige Haltung für richtig und bleiben flexibel für wirtschaftliche Entwicklungen.“