Selenskyj gibt Truppenbewegungen in Belgorod und Kursk preis
Präsident Wolodymyr Selenskyj hat erstmals öffentlich erklärt, dass ukrainische Soldaten in der russischen Region Belgorod aktiv sind. Er sagte: „Wir führen weiterhin aktive Einsätze an der feindlichen Grenze durch – das ist völlig gerechtfertigt. Der Krieg muss dorthin zurückkehren, woher er kam.“ Selenskyj sprach auch über die Region Kursk in Russland, wo ukrainische Truppen nach einer groß angelegten Offensive im letzten Jahr noch einen kleinen Teil halten. Moskau hat den Großteil dieses Gebiets zurückerobert, doch ukrainische Kräfte behaupten weiterhin eine begrenzte Position. Laut Selenskyj ist das Hauptziel, die ukrainischen Grenzregionen Sumy und Charkiw zu schützen. Er betonte, der Druck auf andere Abschnitte der langen Front – insbesondere bei Donezk – solle verringert werden.
Grenzüberschreitende Einsätze sollen russischen Vormarsch bremsen
Das russische Verteidigungsministerium berichtete zuletzt über ukrainische Versuche, in die Region Belgorod einzudringen, und erklärte, alle Angriffe seien abgewehrt worden. Moskau stellte klar, dass diese Vorstöße abgefangen wurden und keine erhebliche Bedrohung für russische Dörfer darstellten. Russlands Armee begann 2022 mit einem umfassenden Angriffskrieg gegen die Ukraine und hält derzeit etwa 20 Prozent des ukrainischen Staatsgebiets besetzt. In einer aktuellen Videoansprache erklärte Selenskyj, General Oleksandr Syrskyj habe ihn über die Lage an der Front informiert. Dieses Briefing habe auch die ukrainische Präsenz in den Regionen Kursk und Belgorod umfasst. Er dankte insbesondere dem 225. Sturmregiment für den Einsatz in Belgorod und lobte die Soldaten ausdrücklich. „Gut gemacht, Jungs! Ich bin stolz auf jeden Einzelnen, der für die Ukraine kämpft“, betonte der Präsident. Er nannte keine weiteren Einzelheiten. Es war seine erste direkte Bestätigung für ukrainische Truppen in Belgorod.
Scharmützel und Rückzüge nahe Demidowka gemeldet
Bereits am 18. März hatte Selenskyj einen Einsatz angedeutet, ohne ihn offen zu bestätigen. „Dort läuft eine Operation“, sagte er auf Nachfrage zu einer Erklärung des russischen Verteidigungsministeriums über angeblich gescheiterte ukrainische Vorstöße. Russische Stellen meldeten, ukrainische Kräfte seien daran gescheitert, in den westlichen Teil der Region Belgorod vorzudringen, besonders nahe Demidowka und Prilesje. Sie erklärten, dass alle Angriffe abgewehrt und ein grenzüberschreitender Überfall verhindert worden seien. Trotz dieser offiziellen Angaben berichteten mehrere russische Militärblogger über Kämpfe direkt in Demidowka, nur zwei Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. Das US-amerikanische Institut für Kriegsstudien erklärte am 21. März, dass ukrainische Truppen kürzlich in Belgorod vorgerückt seien. Laut nicht verifizierten Aussagen russischer Quellen hätten sich ukrainische Einheiten am Rand von Demidowka und Prilesje festgesetzt. In den letzten zwei Tagen berichteten dieselben Quellen über einen möglichen Rückzug ukrainischer Truppen aus der Umgebung von Demidowka.
Militärischer Druck und strategische Optionen für künftige Verhandlungen
Die Einsätze in Belgorod scheinen deutlich kleiner angelegt als die Operationen in Kursk, wo ukrainische Kräfte mehrere Dörfer einnahmen. Dazu zählte auch die regionale Stadt Sudscha, was auf eine entschlossene, wenn auch begrenzte, Offensive hindeutet. Selenskyj und seine Kommandeure betonten wiederholt, dass solche Einsätze Russland gezwungen hätten, Truppen aus Donezk abzuziehen. Russische Einheiten machten dort in den letzten Monaten langsame, aber stetige Fortschritte. Die Ukraine könnte versuchen, besetzte russische Gebiete bei künftigen Friedensverhandlungen gegen eigene Regionen einzutauschen. Solche Gespräche werden unter anderem von den USA angestoßen. Einige Militärexperten – sowohl in der Ukraine als auch im Westen – bezweifeln jedoch den strategischen Nutzen solcher Operationen auf russischem Boden. Sie verweisen auf hohe Verluste und Probleme bei der Waffenversorgung als entscheidende Schwächen dieser Taktik.