Wachstum bricht weltweit ein – Prognosen deutlich gesenkt
Die Weltbank warnt in ihrem neuen Bericht Global Economic Prospects vor einer dramatischen Verlangsamung der Weltwirtschaft. Zwar steht keine globale Rezession bevor, doch das weltweite Wachstum wird laut Prognose 2025 auf nur noch 2,3 % sinken – fast einen halben Prozentpunkt weniger als zu Jahresbeginn erwartet. In fast 70 % aller Volkswirtschaften weltweit – unabhängig von Region oder Einkommensniveau – hat die Weltbank ihre Prognosen nach unten korrigiert.
Hauptgründe für die Eintrübung sind Handelskonflikte, insbesondere im Zusammenhang mit US-Zöllen, sowie politische Unsicherheit. Dazu kommen zunehmende geopolitische Spannungen, häufiger auftretende extreme Klimaereignisse und verhaltenes Wachstum in großen Volkswirtschaften. Diese Faktoren könnten auch auf andere Länder negativ ausstrahlen.
Die Weltbank bilanziert: Sollte sich diese Entwicklung fortsetzen, wäre das durchschnittliche globale Wachstum in den ersten sieben Jahren der 2020er Jahre das schwächste Jahrzehnt seit den 1960er Jahren – außerhalb klar definierter Rezessionen.
Entwicklungsländer verlieren Wachstumsdynamik – Schulden steigen
Die Aussichten für Entwicklungsländer und Schwellenmärkte (EMDEs) verschlechtern sich zunehmend. Laut Weltbank-Ökonom Indermit Gill verwandelt sich die Entwicklung außerhalb Asiens in eine „entwicklungsfreie Zone“. Das Wachstum in diesen Ländern ist von 6 % in den 2000er Jahren auf 5 % in den 2010ern gefallen und liegt aktuell unter 4 %. Auch der Welthandel schwächelt: Er fiel von durchschnittlich 5 % Wachstum in den 2000ern auf weniger als 3 % in den 2020er Jahren. Gleichzeitig haben sich die Investitionen verlangsamt, während die Verschuldung neue Rekordhöhen erreicht hat.
Die Folge: Der Rückstand bei pro-Kopf-Einkommen gegenüber Industrieländern wird schwerer aufzuholen. Auch der Kampf gegen extreme Armut gerät ins Stocken. Die Weltbank fordert daher mehr Unterstützung zur Bewältigung struktureller Herausforderungen, vor allem angesichts des Klimawandels.
Hoffnung durch Handelsabkommen – Inflationsrisiken bleiben
Ein Lichtblick: Sollte es gelingen, bestehende Handelskonflikte durch Vereinbarungen zu entschärfen und Zölle um die Hälfte zu senken (gemessen am Stand von Mai 2025), könnte das globale Wachstum um 0,2 Prozentpunkte in den Jahren 2025 und 2026 anziehen.
Zugleich ruft die Weltbank die Regierungen von Schwellen- und Entwicklungsländern dazu auf, ihre Inflationsrisiken zu minimieren und die fiskalische Widerstandskraft zu stärken. Dazu müsse die öffentliche Ausgabenpolitik stärker priorisiert und neu ausgerichtet werden. Nur mit gezieltem Gegensteuern lasse sich ein tieferes wirtschaftliches Abgleiten verhindern.