Jedes Jahr produzieren Menschen weltweit mehr als 400 Millionen Tonnen Plastik. Nur ein kleiner Teil wird recycelt. Der Großteil landet auf Müllkippen oder verschmutzt die Umwelt. Das schadet der Gesundheit und verschärft die Klimakrise.
Im August kommen Vertreter vieler Länder in Genf zusammen. Sie wollen ein verbindliches UN-Abkommen gegen Plastikmüll verabschieden. Umweltschützer hoffen, so Produktion und Abfall besser zu kontrollieren. Frühere Verhandlungen scheiterten häufig an Uneinigkeit.
Fachleute sind sich einig: Nur tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen lösen das Problem. Doch jeder kann jetzt schon durch sein Verhalten etwas bewirken. Viele Menschen nutzen wiederverwendbare Taschen, Flaschen und Strohhalme. Doch es gibt zahlreiche weitere Möglichkeiten, Plastik im Alltag zu vermeiden – von der Küche bis zum Badezimmer.
Umweltfreundlich feiern und bewusst schenken
Rebecca Prince-Ruiz engagiert sich seit 15 Jahren im Juli für plastikfreies Leben. Sie gründete die Initiative Plastic Free July. Hunderttausende Menschen weltweit setzen auf weniger Einwegplastik.
Dieses Jahr stellt sie ein Party-Kit mit 15 wiederverwendbaren Bechern, Tellern und Dekorationen zusammen. Nachbarn können es für Feiern ausleihen. Für Geschenke empfiehlt sie Stoffverpackungen statt Plastik-Geschenkpapier. Gutscheine oder Erlebnisse sind nachhaltige Alternativen.
Gastgeber sollten ihre Gäste bitten, keine Geschenke mitzubringen. Glitzer gilt es zu vermeiden, da er oft aus Plastik namens PET besteht. Mikroplastik aus Glitzer landet häufig in Klärschlämmen und belastet Gewässer.
Die Organisation Party Kit Network bietet Tipps für nachhaltiges Partygeschirr und Verzeichnisse in Großbritannien, Australien und den USA.
Weniger Plastik bei Hygieneprodukten
Laut Weltwirtschaftsforum landen weltweit jede Minute 300.000 Wegwerfwindeln auf Deponien. Sie enthalten Plastik wie Polypropylen und Polyethylen, das Flüssigkeit bindet und Auslaufen verhindert. Windeln brauchen rund 400 Jahre, um sich zu zersetzen.
Mark Miodownik, Professor am University College London, schätzt den Plastikanteil in Windeln auf etwa 40 Prozent. Sie landen auf Mülldeponien, in Flüssen oder werden offen verbrannt.
Einige Hersteller bieten Windeln mit reduziertem Plastikanteil an. Dennoch setzen sie bei der Zersetzung Methan frei. Waschbare Windeln sparen Plastik, verbrauchen aber viel Wasser und Energie.
Miodownik empfiehlt kreatives Umdenken: Frühes Töpfchentraining kann den Plastikverbrauch deutlich senken. In wohlhabenden Ländern steigt das Alter fürs Sauberwerden, was die Nutzung von Wegwerfwindeln verlängert. Viele Feuchttücher enthalten ebenfalls Plastik.
Auch Tampons und Binden verursachen Umweltprobleme. Prince-Ruiz nutzt wiederverwendbare Menstruationsprodukte wie Periodenunterwäsche und Menstruationstassen.
Plastikfrei kochen und kreativ werden
Etwa 40 Prozent des Plastikmülls stammen aus Verpackungen. Statt verpackte Snacks zu kaufen, backt Prince-Ruiz eigene Cracker. Sie schneidet Baguette dünn, bestreicht es mit Olivenöl und grillt es kurz.
Granola stellt sie mit unverpackten Zutaten aus dem Unverpackt-Laden her. Für Brühe sammelt sie Knochen und Gemüsereste im Gefrierfach, bis sie genug Vorrat hat.
Bohnen kocht sie selbst und kauft sie unverpackt. Konservendosen sind oft innen mit Plastik beschichtet, um Rost zu verhindern.
Manche Produkte wie Tortilla-Wraps kann sie noch nicht plastikfrei ersetzen. Ihre Kinder mögen die selbstgemachten Wraps nicht, und eine passende Alternative fehlt.
Forscherin Bhavna Middha von der RMIT University rät, selbstgekochte Mahlzeiten mit zur Arbeit oder Schule zu nehmen. Das schützt Umwelt und Gesundheit. Sie fordert kulturellen Wandel statt nur individuelle Lösungen.
Kleine Schritte verändern die Welt
Völlig plastikfrei zu leben ist heute noch nicht möglich, sagt Prince-Ruiz. Doch viele kleine Veränderungen bewirken viel. So entsteht kultureller Wandel, der Unternehmen und Politik unter Druck setzt. Gemeinsam schaffen viele Menschen echten Wandel.