Erneute Reduktion bringt Leitzins auf Zwei-Prozent-Marke
Die Europäische Zentralbank hat zum achten Mal in Folge die Zinsen gesenkt. Der Einlagensatz liegt nun bei zwei Prozent – nur noch halb so hoch wie im Juni 2023. Für viele Kreditnehmer mit flexibler Verzinsung bringt das spürbare Entlastung. Diese Entscheidung erfolgte angesichts der sinkenden Inflation, die im Mai bei 1,9 Prozent lag – unter dem angestrebten EZB-Zielwert von zwei Prozent.
Inflationsrückgang als zentrales Argument
EZB-Chefin Christine Lagarde führte die niedrigere Teuerung als Hauptgrund für den Zinsschritt an. Die Prognosen gehen davon aus, dass die Inflation 2025 auf 1,6 Prozent fällt und 2027 bei exakt zwei Prozent liegt. Die Erwartungen zum Wirtschaftswachstum bleiben hingegen verhalten: Für 2024 rechnet die Notenbank mit nur 0,9 Prozent Zuwachs im Euroraum.
Pausieren oder fortsetzen? Experten uneins
Wie es mit der Geldpolitik weitergeht, bleibt umstritten. Während viele Analysten von einer Pause im Sommer ausgehen, sehen andere wie Ökonom Tomasz Wieladek weiterhin Spielraum für weitere Zinsschritte. Er verweist auf mögliche negative Effekte durch geopolitische Risiken und Handelskonflikte, etwa durch US-Zölle. Die EZB will jedoch bei jedem künftigen Zinsschritt auf aktuelle Daten reagieren.
Zinswende oder Zwischenstopp?
Mit einem aktuellen Zinsniveau nahe der neutralen Spanne von 1,75 bis 2,25 Prozent könnte sich das geldpolitische Pendel vorerst einpendeln. Laut Raiffeisen Research rechnen Fachleute frühestens im Herbst mit einer weiteren Anpassung. Auch langfristige Programme wie Deutschlands Infrastrukturpaket beeinflussen die geldpolitische Balance. Die Richtung bleibt vorsichtig – ein Ende der Zinswende ist zwar denkbar, aber keineswegs sicher.