Studie zeigt: Irreführende Gesundheitsinformationen verbreiten sich rasant
Eine aktuelle Studie warnt vor der wachsenden Verbreitung irreführender Beiträge zu medizinischen Tests in sozialen Medien. Diese könnten Überdiagnosen, unnötige Behandlungen und psychische Belastungen für Patienten begünstigen.
Forscher untersuchten über 900 Beiträge auf Instagram und TikTok zu umstrittenen medizinischen Tests. Dabei konzentrierten sie sich auf Nutzer mit mindestens 1.000 Followern. Über 80 % der Beiträge waren werbend formuliert, während nur 6 % wissenschaftliche Belege für die Tests anführten.
Überdiagnosen und unnötige Behandlungen als unterschätzte Gefahr
Dr. Brooke Nickel von der University of Sydney, die die Studie leitete, erklärte: „Viele dieser Tests werden als Möglichkeit zur Krankheitsvorsorge vermarktet, obwohl ihre wissenschaftliche Grundlage oft fragwürdig ist. In den meisten Fällen sind sie schlicht überflüssig.“
Die Studie untersuchte fünf spezifische Tests: Ganzkörper-MRTs, Gentests zur Krebsfrüherkennung, sowie Tests zur Darmgesundheit, Testosteronwerte und Eizellreserven. Besonders problematisch sei die Gefahr der Überdiagnose – die Diagnose von Erkrankungen, die keine tatsächliche Bedrohung für die Gesundheit darstellen.
Nur 6 % der analysierten Beiträge thematisierten die Risiken von Überdiagnosen. Mehr als die Hälfte forderte die Nutzer hingegen aktiv dazu auf, die Tests durchzuführen.
Finanzielle Interessen beeinflussen Gesundheitsinformationen
Die Studie ergab zudem, dass 68 % der Influencer, die diese Tests bewarben, finanzielle Vorteile daraus zogen – etwa durch gesponserte Partnerschaften oder Rabattcodes. „Das Motto ‚Wissen ist Macht‘ wird oft genutzt, aber dabei wird die Realität verzerrt. Im Gesundheitsbereich sind Halbwahrheiten besonders gefährlich“, betonte Nickel.
Interessanterweise zeigten sich medizinische Fachkräfte, die 15 % der untersuchten Beiträge verfassten, deutlich weniger werbend. Sie wiesen häufiger auf potenzielle Risiken hin.
Experten fordern strengere Regulierung
Dr. Ray Moynihan, Assistenzprofessor an der Bond University und Mitautor der Studie, bezeichnete soziale Medien als „Schauplatz massiver medizinischer Fehlinformationen“. Er warnte: „Diese Entwicklung verstärkt Überdiagnosen und gefährdet die Stabilität unseres Gesundheitssystems.“
Die Studienergebnisse unterstreichen die dringende Notwendigkeit strengerer Vorschriften zur Regulierung medizinischer Inhalte in sozialen Medien. Ohne klare Richtlinien droht die anhaltende Verbreitung von Fehlinformationen, die Patienten verunsichern und unnötige medizinische Eingriffe fördern.