Dolomiten: Evakuierungen nach massiven Felsabbrüchen
In den Brenta-Dolomiten in Norditalien ist es in den letzten Tagen zu mehreren Felsabbrüchen gekommen. Betroffen war vor allem der Bereich rund um die Cima Falkner, wo sowohl auf der Ost- als auch auf der Westseite Felsmassen ins Tal stürzten. Hunderte Wanderer wurden vorsorglich evakuiert, sämtliche Wege und Klettersteige im Gefahrengebiet geschlossen. Die Behörden warnen eindringlich vor weiteren Abbrüchen.
Klimawandel beschleunigt geologische Prozesse
Geologen führen die Instabilität des Gesteins auf das Auftauen des Permafrosts zurück. Dieser wirkt im Inneren der Berge wie eine Art natürlicher Zement. Steigen die Temperaturen, verliert das Gestein an Halt und beginnt sich zu lösen. Laut einem Expertengutachten ist der gesamte Gipfel der Cima Falkner von einem aktiven Umwandlungsprozess betroffen – ein klarer Hinweis auf die Auswirkungen des Klimawandels.
Zunahme von Felsstürzen im gesamten Alpenraum
Felsabbrüche sind im Hochgebirge keine Seltenheit – doch das Ausmaß hat sich verändert. Laut Piero Carlesi vom italienischen Alpenverein CAI ist die Häufung in dieser Form beispiellos. Die Ursachen sieht er eindeutig in der globalen Erwärmung. „Was früher Jahrzehnte dauerte, passiert jetzt innerhalb weniger Jahre. Unsere Berge verändern sich rasant“, warnt der Alpinexperte.
Der Zerfall des Marmolada-Gletschers schreitet voran
Nicht nur Felsen geraten ins Rutschen – auch das Eis schwindet. Der Marmolada-Gletscher in den Dolomiten könnte laut aktuellen Studien bereits bis 2040 komplett verschwunden sein. In den vergangenen Jahren hat er über 70 Hektar an Fläche eingebüßt. 2022 führte ein Gletscherabbruch am Marmolada-Massiv zu einer tödlichen Lawine, die elf Menschen das Leben kostete.
Bergführer schlagen Alarm: Sicherheit schwer einzuschätzen
Auch erfahrene Bergführer sehen sich mit neuen Gefahren konfrontiert. Bernard Vion, der seit Jahrzehnten in den französischen Alpen unterwegs ist, berichtet von regelmäßigen Felsabbrüchen selbst in bisher als sicher geltenden Regionen. Die veränderten Bedingungen machen eine sorgfältige Routenplanung unerlässlich. „Man muss heute doppelt so wachsam sein wie früher – und selbst das reicht nicht immer“, sagt Vion. Die Bedrohung sei real, und sie werde weiter wachsen.