Forscher haben eine vielversprechende Substanz entdeckt, die aus gewöhnlichen Kräutern wie Rosmarin und Salbei stammt.
Die neue Verbindung zeigt positive Wirkungen auf das Gedächtnis und die Gehirnstruktur bei Mäusen mit Alzheimer-ähnlichen Symptomen.
Ein Team des Scripps Research Institute in den USA entwickelte eine stabilere Variante der natürlichen Carnosinsäure, die in Kräutern vorkommt.
Sie nannten die neue Verbindung diAcCA und testeten sie über drei Monate an gentechnisch veränderten Mäusen mit Alzheimer-Merkmalen.
Die Ergebnisse veröffentlichten die Forscher in der Fachzeitschrift Antioxidants.
Die mit diAcCA behandelten Mäuse zeigten bessere Lernfähigkeit und Gedächtnisleistung im Vergleich zur unbehandelten Kontrollgruppe.
Zudem fanden die Forscher mehr Synapsen im Gehirn der behandelten Tiere.
Synapsen sind wichtige Schaltstellen zwischen Nervenzellen und wesentlich für die Informationsverarbeitung im Gehirn.
Ein Verlust dieser Verbindungen ist eng mit dem geistigen Abbau bei Alzheimer verbunden.
Darüber hinaus entdeckten die Wissenschaftler weniger Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen im Gehirn der behandelten Mäuse.
Diese Eiweißablagerungen gelten als zentrale Merkmale der Alzheimer-Krankheit beim Menschen.
Neue Wirkweise und verbesserte Bioverfügbarkeit
Carnosinsäure wirkt antioxidativ und entzündungshemmend, hat aber in ihrer natürlichen Form eine sehr geringe Stabilität.
Deshalb entwickelten die Forscher diAcCA, das im Körper in aktive Carnosinsäure umgewandelt wird.
Der neue Wirkstoff lässt sich oral einnehmen und wird im Magen aktiviert.
Anschließend gelangt die aktive Substanz in den Blutkreislauf.
Die Blutwerte der behandelten Mäuse zeigten eine 20 Prozent höhere Konzentration als bei herkömmlicher Carnosinsäure-Einnahme.
Professor Stuart Lipton, einer der Hauptautoren, erklärte: „Wir konnten durch diAcCA die Zahl der Synapsen im Gehirn erhöhen.“
„Außerdem reduzierten wir fehlgefaltete Proteine wie Amyloid-β und phosphoryliertes Tau“, sagte er.
Diese Eiweiße gelten als mögliche Auslöser und Anzeichen für die Alzheimer-Erkrankung.
Die Forscher führten mehrere Gedächtnistests mit den Mäusen durch.
Alle Tests zeigten deutliche Verbesserungen durch die Behandlung mit diAcCA.
Laut Lipton wurden die kognitiven Leistungen der Tiere fast vollständig wiederhergestellt.
Die behandelten Mäuse vertrugen den Wirkstoff gut, wie die Forscher berichten.
Perspektive für zukünftige Alzheimer-Therapien
Alzheimer macht rund 70 Prozent aller Demenzfälle aus und betrifft derzeit etwa 7 Millionen Menschen in Europa.
Durch den demografischen Wandel könnte sich diese Zahl bis 2030 auf 14 Millionen verdoppeln.
Die Ergebnisse dieser Studie liefern neue Hoffnung auf eine wirksame Behandlungsmöglichkeit mit einem natürlichen und gut verträglichen Wirkstoff.
Zwar sind weitere Forschungen notwendig, doch diAcCA könnte künftig eine zentrale Rolle in der Alzheimer-Therapie spielen.