Sexuelle Belästigung und Korruption stürzen Spaniens Regierungschef tiefer in die Kritik
Madrid – Spaniens Premierminister Pedro Sánchez gerät weiter unter Druck. Nach Korruptionsvorwürfen gegen enge Parteifreunde sorgt nun ein Belästigungsfall für neue Schlagzeilen: Francisco Salazar, ein hochrangiger Mitarbeiter aus dem Amtssitz des Regierungschefs, ist am Samstag zurückgetreten. Zuvor hatten mehrere Mitarbeiterinnen gegenüber dem Nachrichtenportal elDiario erklärt, Salazar habe sich ihnen gegenüber unangebracht verhalten.
Salazar beteuert, sich keiner Schuld bewusst zu sein, gab seinen Rücktritt jedoch mit sofortiger Wirkung bekannt. Laut Regierungskreisen läuft eine interne Untersuchung, offizielle Anzeigen liegen bislang nicht vor.
Politische Glaubwürdigkeit bröckelt
Der Rücktritt kommt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt: Nur wenige Tage zuvor wurde Sánchez’ ehemaliger Parteimanager Santos Cerdán wegen mutmaßlicher Bestechung verhaftet. Auch gegen Sánchez’ Ehefrau und seinen Bruder wird ermittelt. Der Premier, der 2018 mit einem Anti-Korruptionskurs ins Amt kam, steht nun selbst im Zentrum wachsender Zweifel an seiner Urteilsfähigkeit.
Trotz der Vorfälle zeigt sich Sánchez entschlossen, weiterzumachen. In einer Erklärung sprach er von einem „notwendigen Kurs der Erneuerung“, den er weiter verfolgen werde. „Ich verlasse das Steuer nicht, wenn es stürmt“, erklärte er.
Risse in der Partei und wachsender Druck
Auch innerhalb der PSOE rumort es. Der Präsident der Region Kastilien-La Mancha, Emiliano García-Page, forderte offen eine Vertrauensabstimmung im Parlament – notfalls müsse das Volk entscheiden, ob Sánchez weitermachen könne.
Die konservative Opposition spricht von einer Führungskrise und fordert Neuwahlen. Die Vielzahl an Skandalen stelle laut Parteikreisen die moralische Legitimation des Premierministers infrage.
Ob Sánchez das Vertrauen seiner Partei und der Wählerschaft wiedergewinnen kann, bleibt ungewiss. Die politische Zukunft seiner Regierung hängt zunehmend am seidenen Faden.