BMI: Ein veralteter Maßstab für Adipositas
Fachleute aus der Medizin plädieren für eine neue Herangehensweise an die Diagnose von Adipositas. Der Body-Mass-Index (BMI), der seit Jahrzehnten als Standard zur Beurteilung von Übergewicht dient, steht zunehmend in der Kritik. Laut einem Bericht der Lancet-Kommission wird der BMI den individuellen gesundheitlichen Gegebenheiten nicht gerecht und führt häufig zu Fehldiagnosen.
Neuer Ansatz für Diagnose und Klassifikation
Die Lancet-Kommission schlägt vor, neben dem BMI weitere Kriterien wie das Verhältnis von Taille zu Körpergröße sowie gesundheitliche Symptome in die Beurteilung einzubeziehen. Zwei neue Kategorien sollen eine differenzierte Einordnung ermöglichen:
- Klinische Adipositas: Überschüssiges Körperfett, das bereits zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen wie eingeschränkten Organfunktionen oder Alltagsproblemen führt und eine medizinische Intervention erforderlich macht.
- Präklinische Adipositas: Überschüssiges Körperfett ohne aktuelle gesundheitliche Beschwerden, jedoch mit einem erhöhten Risiko für zukünftige Erkrankungen wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Probleme.
Laut Prof. Francesco Rubino, Vorsitzender der Kommission, bietet dieser Ansatz personalisierte Behandlungsmöglichkeiten und hilft gleichzeitig, Überdiagnosen und unnötige medizinische Eingriffe zu vermeiden.
Positive Rückmeldungen aus der Fachwelt
Dr. Kath McCullough vom Royal College of Physicians bezeichnete die vorgeschlagenen Änderungen als bedeutenden Fortschritt in der Versorgung von Patienten. Auch Katharine Jenner von der Obesity Health Alliance betonte, dass die Unterstützung der Betroffenen im Vordergrund stehen müsse, statt sich nur auf die Verbesserung der Messmethoden zu konzentrieren.
Diese Reform soll helfen, die globale Adipositas-Krise effektiver zu bewältigen und die Behandlung individueller und zielgerichteter zu gestalten.