Eine neue Untersuchung zeigt, dass viele beliebte TikTok-Videos über ADHS die Symptome nicht korrekt wiedergeben. Während soziale Medien zur Aufklärung beitragen können, warnen Experten vor einer verzerrten Darstellung der Störung.
Experten bewerten ADHS-Videos anders als junge Zuschauer
Forscher analysierten 100 der meistgesehenen TikTok-Videos zu ADHS. Zwei klinische Psychologen stellten fest, dass nur 48,7 % der Inhalte mit den offiziellen Diagnosekriterien übereinstimmten.
Um zu prüfen, wie gut junge Menschen zwischen zuverlässigen und irreführenden Informationen unterscheiden können, sahen sich über 800 Studierende zehn dieser Videos an – fünf, die von Experten als besonders vertrauenswürdig eingestuft wurden, und fünf mit den schlechtesten Bewertungen.
Das Ergebnis:
- Experten bewerteten die besten Videos mit 3,6 von 5 Punkten, während junge Zuschauer sie nur mit 2,8 bewerteten.
- Die schlechtesten Videos erhielten von Experten nur 1,1 Punkte, doch Studierende bewerteten sie mit 2,3 – deutlich höher als die Fachleute.
Diese Unterschiede zeigen, dass viele junge Menschen Schwierigkeiten haben, vertrauenswürdige Inhalte von Fehlinformationen zu unterscheiden.
Fehlende Quellen und fragwürdige Qualifikationen
Die TikTok-Videos mit dem Hashtag #ADHS erreichten insgesamt fast eine halbe Milliarde Aufrufe. Dennoch enthielten die meisten keine überprüfbaren Quellen.
Nur 20 % der Ersteller gaben eine Qualifikation im Video an, ein Drittel listete diese zumindest im Profil.
Von denen, die eine Qualifikation angaben:
- 83,6 % beriefen sich ausschließlich auf persönliche Erfahrungen.
- 13,1 % nannten sich „Life Coaches“.
- Nur 3,2 % hatten eine formale psychologische Ausbildung, aber keiner besaß einen Doktortitel oder eine medizinische Lizenz.
Zusätzlich nutzten rund 50 % der Creator ihre Videos, um Produkte zu verkaufen oder finanzielle Unterstützung zu suchen.
Selbstdiagnosen und die Gefahr von Fehlinformationen
Die Studie zeigte auch, dass Menschen mit selbstdiagnostiziertem ADHS eher irreführende Videos als glaubwürdig einstuften als Personen mit einer offiziellen Diagnose.
Experten sehen dies als besorgniserregend, da Selbstdiagnosen oft auf unvollständigen oder falschen Informationen basieren.
Die Forschenden betonen, dass TikTok zwar zur Aufklärung und Entstigmatisierung beitragen kann, aber auch Missverständnisse über ADHS und psychische Gesundheit fördern kann, wenn persönliche Erfahrungen ohne Kontext verbreitet werden.
Die Studienautorin Vasileia Karasavva rät daher, ADHS-Informationen aus sozialen Medien kritisch zu hinterfragen und sich stattdessen auf medizinisch geprüfte Quellen zu verlassen.