Premierminister Donald Tusk erklärte, dass Polen eine verpflichtende militärische Ausbildung für „jeden erwachsenen Mann“ einführen wird, um die Verteidigungsfähigkeit des Landes zu stärken.
Am Freitag stellte er im Sejm den Plan als Teil einer umfassenden Strategie zur Aufstockung der polnischen Armee auf 500.000 Soldaten vor.
„Wir arbeiten daran, eine groß angelegte Ausbildung zu ermöglichen, damit auch Nicht-Eingezogene in Krisenzeiten zu einsatzfähigen Soldaten werden“, sagte Tusk.
Er betonte, dass Polen bis Ende des Jahres ein System entwickeln werde, das jeden erwachsenen Mann auf mögliche Konflikte vorbereitet.
Polen setzt verstärkt auf Sicherheit und Eigenständigkeit
Im vergangenen Jahr zählte die polnische Armee 200.000 Soldaten, die Zahl soll nun auf 300.000 erhöht werden.
Da die militärische Unterstützung der USA abnimmt, konzentriert sich Polen, wie viele europäische Staaten, stärker auf eigenständige Sicherheitsmaßnahmen.
„Die Lage für Polen und besonders für die Ukraine hat sich in den letzten Monaten verschlechtert, und wir müssen darauf reagieren“, betonte Tusk.
Er wies darauf hin, dass „verbindliche Sicherheitsgarantien“ der USA für die Ukraine „heute weniger verlässlich sind als zuvor“.
Tusk sprach mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron über die Möglichkeit, Polen unter Frankreichs nuklearen Abschreckungsschirm zu stellen.
Er verwies auf die verwundbare Lage der Ukraine, die nach dem Verzicht auf ihre Atomwaffen von Russland angegriffen wurde, und deutete an, Polen müsse nukleare und moderne unkonventionelle Waffen in Erwägung ziehen.
„Das ist ein Wettlauf um Sicherheit, nicht um Krieg“, betonte er in seiner Rede.
Polen investiert in Verteidigung und festigt seine NATO-Position
Polen bleibt einer der wichtigsten Unterstützer der Ukraine und hat seine Verteidigungsausgaben in den letzten Jahren erheblich gesteigert.
Als größter europäischer NATO-Beitragszahler investiert Polen 2024 bereits 4,2 % seines BIP in die Verteidigung, diese Quote soll auf 4,7 % steigen.
Mit der größten Armee Europas rangiert Polen innerhalb der NATO direkt hinter den USA und der Türkei.
Durch den Ausbau der Wehrpflicht reiht sich Polen in Länder wie die Schweiz, Finnland und Litauen ein, die militärische Ausbildungsprogramme verstärken.
Litauen, das an Russland und Belarus grenzt, zieht jährlich 3.900 Männer zwischen 18 und 23 Jahren ein und plant, künftig auch Frauen einzuberufen.
Polen, Finnland und Litauen prüfen zudem ihren Austritt aus dem Ottawa-Übereinkommen, das Antipersonenminen verbietet.
Verpflichtende Militärschulung für alle Männer
Obwohl die Details des Programms noch ausgearbeitet werden, bestätigte Tusk, dass „jeder erwachsene Mann“ in Polen eine Ausbildung erhalten wird.
Frauen können freiwillig teilnehmen, sind jedoch nicht zur Teilnahme verpflichtet.
„Der Krieg bleibt größtenteils eine Angelegenheit der Männer“, erklärte Tusk.
Ein EU-Bericht zeigt, dass nur 11 der 27 Mitgliedsstaaten, darunter Polen, Finnland und Litauen, Frauen für Fronteinsätze zulassen.
Tusk sieht in dem Programm eine Maßnahme, um sowohl Polens als auch Europas Sicherheit nachhaltig zu stärken.
„Polen hat die Verantwortung, seine Ostgrenze zu schützen – sie ist zugleich die Grenze der NATO und der Europäischen Union“, sagte er abschließend.