Dauerlärm führt zu Stress, Schlafstörungen und Krankheiten
Über 110 Millionen Menschen in Europa sind tagtäglich einem gesundheitsgefährdenden Lärmpegel ausgesetzt. Hauptverursacher sind Autos, Züge und Flugzeuge, wie die Europäische Umweltagentur (EEA) in einem aktuellen Bericht warnt. Die chronische Belastung sorgt für Stressreaktionen im Körper, stört massiv den Schlaf und führt jährlich zu rund 66.000 vorzeitigen Todesfällen. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Depressionen zählen zu den häufigsten Folgen.
Besonders betroffen sind laut Studie 17 Millionen Menschen, die dauerhaft unter hoher Lärmbelästigung leiden. Rund fünf Millionen kämpfen mit ausgeprägten Schlafstörungen. Auch 15 Millionen Kinder wachsen in lärmbelasteten Gebieten auf. Die volkswirtschaftlichen Kosten des Lärms belaufen sich auf geschätzte 100 Milliarden Euro pro Jahr – mehr als durch Passivrauchen oder Bleivergiftung.
WHO-Werte zeigen: Betroffenenzahl liegt wohl noch höher
Die EEA weist darauf hin, dass viele gesundheitliche Auswirkungen unterschätzt werden. Wird der strengere Grenzwert der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herangezogen, wären sogar 150 Millionen Europäer betroffen. Seit 2017 ist die Zahl der Lärmbetroffenen in Europa nur um drei Prozent gesunken. Ohne neue Maßnahmen wird das EU-Ziel, bis 2030 eine deutliche Reduktion zu erreichen, verfehlt.
Dr. Eulalia Peris von der EEA erklärt: „Lärm versetzt unseren Körper in ständige Alarmbereitschaft – selbst wenn wir es nicht bewusst merken. Das fördert Entzündungen, beeinträchtigt unser Immunsystem und erhöht langfristig das Krankheitsrisiko.“
Maßnahmen nötig: Tempo runter, leiser Verkehr rauf
Um die Belastung zu senken, schlagen die Forscher Maßnahmen wie niedrigere Tempolimits in Städten, leisere Reifen und einen stärkeren Fokus auf Radverkehr und öffentlichen Nahverkehr vor. Auch eine bessere Wartung von Bahnstrecken und leisere Flugzeuge könnten helfen. Elektromobilität sei nur bedingt hilfreich – bei niedriger Geschwindigkeit verursachen Reifen mehr Lärm als Motoren.
EEA-Chefin Leena Ylä-Mononen appelliert: „Lärm wird oft als nebensächlich abgetan – dabei gefährdet er unsere Gesundheit massiv. Gerade Kinder leiden besonders darunter. Es braucht jetzt entschlossenes Handeln in allen Ländern.“