China setzt auf massive Investitionen in Künstliche Intelligenz
China investiert mehr als eine Billion Dollar, um im Wettlauf mit den USA die Vorherrschaft in der Hochtechnologie zu erringen.
Mit gesenktem Kopf und den Händen am Kopf murmelte der achtjährige Timmy vor sich hin. Er versuchte, einen von künstlicher Intelligenz gesteuerten Roboter im Schach zu besiegen.
Doch dies war kein KI-Labor oder eine Ausstellung. Der Roboter stand auf einem Couchtisch in einem Pekinger Apartment und lebte dort mit Timmy zusammen.
Am ersten Abend, als der Roboter nach Hause kam, umarmte Timmy seinen neuen kleinen Freund vor dem Schlafengehen. Einen Namen hat er ihm noch nicht gegeben.
“Er ist wie ein kleiner Lehrer oder ein kleiner Freund”, sagte der Junge und zeigte seiner Mutter den nächsten geplanten Zug auf dem Schachbrett.
Kurz darauf erklang die Stimme des Roboters: “Glückwunsch! Du hast gewonnen.” Seine runden Augen blinkten auf dem Bildschirm, während er die Figuren für eine neue Partie anordnete und auf Mandarin hinzufügte: “Ich habe deine Fähigkeiten erkannt, nächstes Mal werde ich besser sein.”
China setzt verstärkt auf KI, um bis 2030 eine technologische Supermacht zu werden.
DeepSeek, der chinesische Durchbruch im Bereich der Chatbots, erregte im Januar weltweit Aufsehen. Dies war nur ein erster Hinweis auf Chinas ehrgeizige Ziele.
Geld fließt in KI-Unternehmen, die um Kapital wetteifern, wodurch der interne Wettbewerb zunimmt. In China gibt es über 4.500 Firmen, die KI entwickeln und verkaufen. Schulen in Peking führen noch in diesem Jahr KI-Kurse für Grund- und Sekundarschüler ein, und Universitäten erweitern ihre Studienplätze für KI-Studiengänge.
“Dies ist eine unausweichliche Entwicklung. Wir werden mit KI koexistieren”, sagte Timmys Mutter, Yan Xue. “Kinder sollten sie so früh wie möglich kennenlernen. Wir sollten sie nicht ablehnen.”
Sie möchte, dass ihr Sohn sowohl Schach als auch das Strategie-Brettspiel Go lernt. Der Roboter beherrscht beides, was sie dazu veranlasste, die 800 Dollar dafür auszugeben. Die Entwickler planen bereits ein Sprachlernprogramm als Erweiterung.
Chinas Regierung setzt auf KI als Motor des Fortschritts
Die Kommunistische Partei Chinas sah bereits 2017 in KI die “treibende Kraft” für den Fortschritt des Landes. Staatspräsident Xi Jinping setzt nun auf massive Investitionen, da die chinesische Wirtschaft unter den Handelszöllen der USA leidet.
In den nächsten 15 Jahren will Peking zehn Billionen Yuan (1,4 Billionen Dollar) investieren, um sich gegen Washington im Hightech-Bereich zu behaupten. Zusätzlich wurde im Januar ein KI-Fonds in Höhe von 60 Milliarden Yuan geschaffen, nur wenige Tage nach neuen US-Exportbeschränkungen für fortschrittliche Chips.
Doch DeepSeek hat gezeigt, dass chinesische Unternehmen diese Hindernisse überwinden können. Dies überraschte Experten in Silicon Valley, die nicht erwartet hatten, dass China so schnell aufholt.
Ein Beispiel für Chinas Ingenieurskunst ist SenseRobot. Tommy Tang, der das Schachroboter-Produkt des Unternehmens vermarktet, bemerkt oft Erstaunen bei Kunden. “Eltern fragen zuerst nach dem Preis, dann nach der Herkunft. Sie erwarten, dass ich aus den USA oder Europa komme. Wenn ich sage, dass ich aus China bin, gibt es immer eine kurze Stille.”
Sein Unternehmen hat bereits über 100.000 Roboter verkauft und einen Vertrag mit der US-Supermarktkette Costco unterzeichnet.
Ein Schüssel zum Erfolg Chinas ist seine Jugend. Im Jahr 2020 schlossen mehr als 3,5 Millionen chinesische Studierende ihr Studium in den Bereichen Wissenschaft, Technologie, Ingenieurwesen und Mathematik (STEM) ab. Mehr als in jedem anderen Land der Welt. “Bildung, Wissenschaft und Talentaufbau sind gemeinsame Verantwortung”, erklärte Xi Jinping kürzlich vor Parteiführern.
Chinas Unternehmen setzen darauf, schon die Jüngsten mit KI vertraut zu machen. Whalesbot entwickelt Spielzeuge, mit denen Kinder ab drei Jahren programmieren lernen. Jedes Set enthält Code-Anleitungen, mit denen sie ihre eigenen Kreationen bauen können.
KI als wirtschaftlicher Vorteil und geopolitische Herausforderung
Der Erfolg von DeepSeek machte seinen CEO Liang Wenfeng zu einem nationalen Helden. “Es ist Werbung im Wert von zehn Milliarden Yuan für Chinas KI-Industrie”, sagte er. “Die Öffentlichkeit erkennt nun, dass KI nicht nur ein Konzept ist, sondern unser Leben verändern kann.”
Chinas KI-Industrie boomt. Sechs heimische KI-Unternehmen, darunter DeepSeek, wurden im Internet als “Chinas sechs kleine Drachen” bekannt. Dazu gehören auch Unitree Robotics, Deep Robotics, BrainCo, Game Science und Manycore Tech.
Auf einer KI-Messe in Shanghai zeigten chinesische Unternehmen ihre Fortschritte. Von Such- und Rettungsrobotern bis hin zu einem rückwärtsüllenden Roboterhund war alles vertreten.
Doch mit dem Erfolg kommen auch Herausforderungen. Kritiker befürchten, dass chinesische KI-Apps wie DeepSeek, RedNote oder TikTok Daten an die Regierung weitergeben. Die USA haben TikTok bereits verboten, Südkorea verbietet neue DeepSeek-Downloads, und Taiwan sowie Australien untersagten die Nutzung auf Regierungsgeräten.
Chinesische Firmen betonen jedoch, dass Datenschutz oberste Priorität habe. “Privatsphäre ist eine rote Linie”, versicherte Tommy Tang der BBC.
China setzt auf innovative Lösungen, um trotz Handelsbeschränkungen voranzukommen. DeepSeek zeigte, dass KI-Produkte günstiger produziert werden können als im Westen. “Das war unsere Mission Impossible”, sagte Tang. Seine Firma reduzierte die Produktionskosten eines Roboterarms von 40.000 auf 1.000 Dollar mithilfe von KI-gestützten Fertigungsprozessen.
Xi Jinping sieht technologische Unabhängigkeit als zentrales Ziel. Trotz aller Erfolge betont die staatliche Zeitung Beijing Daily, dass China sich noch im “Aufholmodus” befindet. Doch der Marathon hat begonnen, und China will das Rennen um die KI-Dominanz gewinnen.