Erfolgreicher Vorbeiflug als Teil einer Verteidigungsmission
Die Raumsonde Hera der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) hat am Mittwoch den Mars passiert, während sie auf dem Weg zum Asteroiden Dimorphos ist. Während dieses Vorbeiflugs nahm die Sonde hochauflösende Bilder des Roten Planeten sowie seines geheimnisvollen Mondes Deimos auf und bot neue wissenschaftliche Einblicke.
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln bestätigte am Donnerstag den erfolgreichen Vorbeiflug. Die ESA präsentierte die Bilder in einer Live-Übertragung und enthüllte seltene Ansichten von Deimos aus einer neuen Perspektive.
“Wir haben großartige Bilder vom Mars erhalten”, sagte der österreichische Geophysiker Stefan Ulamec. “Aber besonders bemerkenswert ist unsere außergewöhnlich detaillierte Aufnahme der Rückseite von Deimos – eine der besten, die wir bisher gemacht haben.” Deimos ist der kleinere und rätselhaftere der beiden Marsmonde und wurde bislang weniger erforscht als Phobos. “Jede Möglichkeit, Deimos zu beobachten, ist von unschätzbarem Wert für die Wissenschaft”, fügte Patrick Michel, leitender Forscher der Hera-Mission, hinzu.
Hera: Eine Mission zum Schutz unseres Planeten
Die Hera-Sonde ist Teil der ersten planetaren Verteidigungsmission der ESA. Sie wurde im Oktober letzten Jahres gestartet und ist auf dem Weg nach Dimorphos, um dort Daten nach der Kollision mit der NASA-Sonde DART im Jahr 2022 zu sammeln.
DART wurde gezielt auf Dimorphos, den kleinen Begleiter des Asteroiden Didymos, gesteuert, um dessen Umlaufbahn zu verändern. “Vor zwei Jahren haben wir erfolgreich gezeigt, dass wir die Bahn eines Asteroiden verändern können”, erklärte Hera-Missionsleiter Ian Carnelli. “Jetzt kehren wir zurück, um essenzielle Daten zu sammeln und diese Methode zu einer allgemein anwendbaren Verteidigungstechnik weiterzuentwickeln.”
Carnelli betonte die Bedeutung der Mission als “eine Art Versicherungspolice für die Erde gegen zukünftige Asteroidenbedrohungen”.
Mars als Sprungbrett für die Hera-Mission
Der Vorbeiflug am Mars war ein entscheidendes Manöver, um Hera auf die ideale Flugbahn zum Didymos-System zu bringen. Ursprünglich war keine Annäherung an die Marsmonde geplant, doch die Missionsplanung wurde angepasst, um diese einmalige Gelegenheit für hochauflösende Aufnahmen zu nutzen.
Durch die Nutzung der Schwerkraft des Mars konnte Hera zusätzlich an Geschwindigkeit gewinnen, wodurch die Reisezeit um mehrere Monate verkürzt und wertvoller Treibstoff gespart wurde. “Diese Technik der ‘Gravitationsassistenz’ ermöglicht es uns, den Energieverbrauch zu minimieren und die Mission so effizient wie möglich zu gestalten”, hieß es in einem ESA-Bericht.
Carnelli bezeichnete das Konzept als “Energiegewinnung durch planetare Gravitation”, eine entscheidende Methode für zukünftige Langzeitmissionen im Weltraum.
Astrophysiker und ehemaliger Queen-Gitarrist Brian May, der an der Präsentation der Hera-Bilder teilnahm, hob die Relevanz der Mission hervor: “Dies ist keine Theorie – Asteroideneinschläge sind eine reale Gefahr”, warnte May. “Sollte ein solcher Himmelskörper auf Kollisionskurs mit der Erde sein und unentdeckt bleiben, könnte das katastrophale Folgen für die Menschheit haben.”